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Aus Angst ums

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Wirtschaft: Als den deutschen Banken das Geld ausging Ein Rückblick auf die fatale Krise des Jahres 1931

Berlin - Die Erinnerung an die deutsche Bankenkrise des Jahres 1931 ist verblasst. Es gibt nur noch wenige Augenzeugen, die sich der Panik erinnern können, die Tausende vor die verriegelten Tore der Bankhäuser trieb, um ihr Erspartes zu retten.

Berlin - Die Erinnerung an die deutsche Bankenkrise des Jahres 1931 ist verblasst. Es gibt nur noch wenige Augenzeugen, die sich der Panik erinnern können, die Tausende vor die verriegelten Tore der Bankhäuser trieb, um ihr Erspartes zu retten. Der Zusammenbruch der Danatbank, der Darmstädter und National-Bank am 13. Juli 1931 erscheint wie das Wetterleuchten zum Ende der Weimarer Republik.

80 Jahre später erschüttert eine ungleich größere Bankenkrise ganz Europa. Das Grundmuster zeigt Ähnlichkeiten – und Unterschiede. Der neue Band des renommierten Jahrbuchs für Wirtschaftsgeschichte (2011/2, Akademie Verlag, Berlin, 211 S., 74,80 €) widmet sich in sechs Beiträgen ausgewiesener Historiker den „Ursachen und Folgen der deutschen Finanzkrise“. Deutlich wird, dass es den einfachen Ausstieg aus der Krise nicht gibt. So sehr ungebremste Spekulationswut zur heutigen Krise beigetragen hat wie seinerzeit die Kurzsichtigkeit von Politik und Industrie, so wenig reicht das Fehlverhalten der Akteure als Erklärung aus.

Nach der Vernichtung aller Geld- und Rentenwerte in der Hyperinflation vom Herbst 1923 galt der Reichsbank Währungsstabilität als oberstes Ziel. Doch Kapital war in der Weimarer Republik knapp. Die notwendige Modernisierung der Wirtschaft in den wenigen „goldenen“ Jahren zwischen 1925 und 1929 wurde mit kurzfristigen Krediten erkauft, und die drückenden Reparationslasten aus dem Versailler Vertrag – den Keynes bereits 1919 als folgenschweren Fehler gegeißelt hatte – nahezu vollständig mit ausländischen Krediten bedient.

Als Ende 1929 die weltweite Rezession einsetzte und auf das Deutsche Reich durchschlug, fiel die Produktion ins Bodenlose: im ersten Jahr der Krise um elf Prozent, danach um weitere 34 Prozent. Firmenkredite konnten nicht mehr bedient werden, die Banken gerieten in Schieflage; doch gemeinsame Stützungsaktionen des Bankgewerbes blieben aus, und die Reichsregierung löste nicht das Problem der teuren Auslandskredite.

Als die ausländischen Geldgeber ihre deutschen Einlagen abzuziehen begannen – allein im Juni 1931 flossen 1,3 Milliarden Mark ab –, gingen der Reichsbank nicht nur die Devisen, sondern überhaupt das Geld für Kredite aus. Dabei hatte US-Präsident Hoover bereits ein Moratorium für die Reparationszahlungen durchgesetzt. Zugleich entzogen die Privatsparer in Panik den Banken ihre Einlagen, während die industriellen Kreditnehmer ihre Rückzahlungen schuldig blieben und die verschuldeten Kommunen mit dem Arbeitslosengeld nicht hinterherkamen.

Nimmt man die Erkenntnisse des Jahrbuchs zusammen, dann ist die erste Lehre aus dem Sommer 1931 die, den fatalen Wettlauf um schrumpfende Liquidität unter allen Umständen zu vermeiden und ausreichend Kapital bereitzustellen.

Doch hinzu kommen die in Deutschland tiefsitzende Furcht vor Geldentwertung und die Angst vor Arbeitslosigkeit. Ende 1932 zählten die Ämter sechs Millionen Arbeitslose. Am 30. Januar 1933 kam Hitler an die Macht. Bernhard Schulz

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