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Wirtschaft: Altbau in Paris wird billiger

In Frankreich hinterlässt die Krise erste Bremsspuren

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben auch am französischen Immobilienmarkt Schleifspuren hinterlassen. Die Preise für Wohnimmobilien geraten außerhalb von Paris unter Druck, in der Hauptstadt hält sich dagegen das Preisniveau – noch. Nach einem jahrelangen Aufwärtstrend rechnen Experten nun mit einem breit angelegten Preisrückgang.

Als Erste spürten die Immobilienentwickler den Marktrückgang. Der Verkauf von neuen Wohnungen ist im zweiten Quartal um fast 34 Prozent eingebrochen. Der Bestand an unverkauften Wohnungen hat einen Rekordwert von 110 500 Ende Juni erreicht. Vor allem Wohnungen, die vermietet werden sollen, verkaufen sich nicht mehr.

Nun hat der Marktabschwung auch den Absatz von Altbauten erfasst. So ist die Zahl der privaten Immobilienverkäufe von Altbauten im ersten Halbjahr um 25 Prozent eingebrochen. Davon blieb selbst der Pariser Markt nicht verschont, der einen Rückgang der Transaktionen um 20 Prozent verzeichnet. „Ein Preisrückgang wird damit unvermeidlich“, meint Philippe Waechter, Chefökonom von Natixis Asset Management, „denn wie in den USA oder Großbritannien geht einem Preisrutsch zunächst ein Rückgang der Verkaufsaktivität voraus.“

Der Nachfragerückgang hat zwei Ursachen: Durch die gestiegenen Zinsen können viele Haushalte einen Immobilienkauf nicht mehr finanzieren. Zudem sind die französischen Banken im Zuge der Finanzkrise bei der Vergabe von Krediten noch wählerischer geworden.

Problematisch ist auch, dass 35 Prozent der Franzosen eine Immobilie mit dem Verkauf einer anderen finanzieren. Die Bank finanziert dann den Kauf der neuen Immobilie vor, bis der Käufer seine alte Wohnung losgeworden ist. Das Problem: Der Verkauf der Alt-Immobilie dauert immer länger. Die Banken wollen die Überbrückungskredite aber oft nicht verlängern und dringen auf einen schnellen Verkauf der Alt-Immobilie; das drückt die Preise.

Dennoch ist die Lage nicht mit der in den USA oder Spanien vergleichbar: Franzosen finanzieren Käufe über festverzinsliche Darlehen. Daher gibt es im Zuge des Zinsanstiegs keine Welle an Notverkäufen. Holger Alich, Paris

Holger Alich[Paris]

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