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Altersvorsorge: Versicherer: Die Lebensversicherung ist sicher

Die Kunden müssen keine Ausfälle befürchten, verspricht die Branche. Autoversicherungen werden teurer.

Rolf-Peter Hoenen ist ein Mann in den besten Jahren. Am Mittwoch versuchte sich der Präsident des Versicherungsverbands GDV jedoch in einer schwierigen Übung – dem Spagat. Die niedrigen Zinsen auf den Kapitalmärkten würden „zu einer Belastungsprobe für die private Altersvorsorge“, sagte Hoenen in Berlin. Dennoch seien Sorgen, dass die Lebensversicherer ihre garantierten Leistungen kurz- oder mittelfristig nicht mehr erbringen können, „unbegründet“, versicherte der Verbandschef.

Damit reagierte Hoenen auf die wachsende Angst vieler Kunden, dass ihre Lebensversicherung weniger bringt als versprochen. Traditionell investieren die Versicherer einen Großteil der Kundengelder in festverzinsliche Wertpapiere, sichere Anlagen wie Bundesschatzbriefe bringen derzeit aber kaum Zinsen. Dennoch müssten sich die Kunden keine Sorgen machen, betonte Hoenen. Mit ihren Kapitalanlagen von 734 Milliarden Euro erwirtschafteten die Lebensversicherer in diesem Jahr eine Nettoverzinsung von rund vier Prozent. Und auch die Neuanlagen lägen noch immer über dem durchschnittlichen Garantiezins von 3,2 Prozent, der sich aus dem Vertragsmix von alten und neuen Policen ergibt. Der Grund: Die Versicherer investieren immer weniger in Staatsanleihen, sondern mehr in Immobilien, Unternehmensanleihen, Pfandbriefe und Infrastrukturprojekte, die eine höhere Rendite abwerfen.

Dass die Versicherer Entwarnung geben, liegt auch daran, dass sie ihre Kunden künftig wohl nicht mehr an den stillen Reserven der festverzinslichen Wertpapiere beteiligen müssen. Wenn diese Papiere im Kurs steigen, muss die Assekuranz Kunden bisher einen Anteil an den Buchgewinnen auszahlen, wenn der Vertrag ausläuft. Das soll sich im nächsten Jahr ändern. Der Bundestag hat einer entsprechenden Regelung bereits zugestimmt, nun ist der Bundesrat am Zug. Für Kunden, deren Vertrag ohnehin bald ausläuft, könnte es sich daher lohnen, noch in diesem Jahr zu kündigen, um von den Bewertungsreserven zu profitieren. „Wir rechnen auf Wunsch des Kunden aus, was günstiger ist“, versprach Norbert Heinen, Vorstandschef der Württemberger Versicherung.

Trotz des Werbens für die private Vorsorge wird die Lebensversicherungssparte in diesem Jahr Einbußen hinnehmen müssen. Die Beitragseinnahmen reduzieren sich um 0,7 Prozent auf 86,2 Milliarden Euro, prognostiziert der GDV. Hauptgrund sei der erneute Rückgang bei den Einmalbeiträgen, die sich nach starken Jahren normalisierten. Für die gesamte Versicherungsbranche rechnet Hoenen mit einem Anstieg der Beitragseinnahmen um 1,5 Prozent auf 180,7 Milliarden Euro. Auch 2013 dürfte das Wachstum auf einem ähnlichen Niveau liegen, vermutet der GDV-Chef.

Das kräftigste Wachstum aller Sparten wird nach Schätzung der Branche die Schaden- und Unfallversicherung mit einem Beitragsplus von 3,7 Prozent verzeichnen. Allein bei den Autoversicherungen rechnet man für 2012 mit einem Beitragsanstieg von 5,1 Prozent – 3,5 Prozent davon und damit der Löwenanteil gehen jedoch auf Preissteigerungen zurück. Dennoch schreiben die Autoversicherer auch 2012 rote Zahlen, das spricht für weitere Preiserhöhungen im kommenden Jahr. Bei der privaten Krankenversicherung rechnet der Verband mit einem Anstieg der Beiträge um 3,4 Prozent. Allerdings verlieren die Anbieter Kunden. Im ersten Halbjahr 2011 hatten 8,96 Millionen Menschen eine private Vollversicherung, 15 300 weniger als Ende 2011.

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