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Störfaktor. Wer plaudern will, sollte besser aus dem Raum gehen.

© dpa-tmn

Am Arbeitsplatz: Was für ein Gequatsche

Mit niemandem verbringt man so viel Zeit wie mit seinen Kollegen. Doch die können ziemlich nerven, wenn sie keine Rücksicht nehmen. Wie sich das gemeinsame Arbeiten aushalten lässt.

Ein graues Großraumbüro, Neonlicht, und ständig hackt der Kollege auf die Tastatur ein. Nach entspanntem Arbeiten klingt das nicht. „Dass Arbeiten im Großraumbüro generell ungesünder ist, kann man aber nicht sagen“, erklärt Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte. Psychische Belastungen seien aber durchaus ein Thema. Die größten Widrigkeiten, die in einem Gemeinschaftsbüro lauern, lassen sich aber lösen.

TEMPERATUR

Wegen einer Frage sollen in Großraumbüros schon ganze Kleinkriege entfacht worden sein: Fenster auf, Fenster zu? Einer der Kollegen beschwert sich fast immer, weil er vom kalten Luftzug „Rücken“ bekommt oder bei warmer Luft nicht denken kann. Am besten arbeite es sich bei etwa 21 bis 22 Grad, sagt Wahl-Wachendorf. Arbeitnehmer drängen am besten darauf, dass diese Temperatur eingehalten wird. Gibt es im Großraumbüro eine Klimaanlage, sei es besser, diese das gesamte Jahr zu nutzen, um eine konstante Temperatur zu halten und sie nicht nur im Sommer anzuwerfen.

KÜHLSCHRANK

Auf dem Joghurt sprießt grüner Flaum, und im rechten unteren Schubfach vermehren sich schwarze Flecken – Schimmel und Dreck im Gemeinschaftskühlschrank können die beste Arbeitsatmosphäre verderben. Und das sieht nicht nur unschön aus: „Die Sporen können auf andere frische Lebensmittel übergehen“, erklärt Rolf Geisen vom Max-Rubner-Institut in Karlsruhe, das sich mit Sicherheit und Qualität bei Obst und Gemüse beschäftigt. Grundsätzlich sollte im Gemeinschaftskühlschrank das Gleiche gelten wie zu Hause. „Alle ein bis zwei Wochen ausräumen und wischen“, sagt Geisen.

PARFÜM

Geruchsintensiv kann es auch an anderen Orten im Büro werden. Die Kollegin in der Verwaltung hat ein neues Lieblingsparfüm und trägt es deshalb am Morgen besonders dick auf. „Wenn ich jemanden riechen kann, bevor ich die Person sehe, ist das zu viel“, sagt die Kommunikationstrainerin und Etikette-Beraterin Susanne Helbach-Grosser in Schwäbisch Gmünd.

Viele merken nicht, wenn sie zu viel im Duftwasser gebadet haben. Frauen empfiehlt sie, die Parfüms abzuwechseln, da sie so die Intensität des Dufts wieder besser wahrnehmen. Bei Männern sollte der Geruch eines guten Aftershaves von der Rasur bis ins Büro laut der Etikette-Trainerin verflogen sein.

ESSENSGERÜCHE

In Tupperdosen und Take-away-Blechschalen lauert die nächste Herausforderung für die Kollegennase. „Stinkende Lebensmittel nicht mit ins Büro bringen. Das versteht sich von selbst“, sagt Helbach-Grosser. Die unrühmliche Hitliste der miefigsten Mittagessen wird dabei laut ihr vom Döner angeführt. Aber auch reife Bananen oder Nudeln mit Parmesan sind laut der Trainerin zu geruchsintensiv. Fast ohne Geruch, dafür aber akustisch nervtötend sind rohe Möhren und Apfelspalten, sagt Helbach-Grosser. Deshalb sollte auch beim größten Zeitdruck nur in der Küche gegessen werden und nicht am Arbeitsplatz.

LÄRM

Welche Geräusche die Kollegen zur Weißglut bringen, das hängt von der generellen Lärmkulisse in einem Großraumbüro ab, erklärt Georg Brockt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Herrscht immer ein so genanntes Grundrauschen, werde man sich durch einzelne Geräusche weniger von der Arbeit ablenken lassen.

„Wenn im Büro beispielsweise eine Lärmkulisse von etwa 30 Dezibel herrscht, was ungefähr mit der Lautstärke in einer normalen Bibliothek vergleichbar ist, kann ein lautes Gespräch bereits stören“, erklärt der Physiker. Übersteigt der Großraumbüro-Lärmpegel etwa 50 bis 55 Dezibel, fühlten sich Menschen unabhängig von ihrer Tätigkeit häufig gestört.

BAKTERIEN

Eine hohe Trennwand wünschen sich viele, wenn der Kollege hustend und schniefend nur wenige Meter entfernt sitzt. „Zu den größten Bakterienherden im Büro gibt es keine richtigen wissenschaftlichen Untersuchungen“, erklärt Andreas Podbielski von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie. Telefonhörer und Tastaturen böten zwar Keimboden für Bakterien und Viren, von Panikmache hält der Mediziner jedoch gar nichts. „Die Keime bleiben vorhanden, sind aber nicht sehr langlebig. Sie überleben einige Stunden oder nur wenige Tage.“

Ist die Krankenrate stark erhöht, empfiehlt er Arbeitgebern, im Bad einen automatischen Spender mit Desinfektionsmittel aufzustellen. Ständig alle Flächen, Tastaturen und Telefone mit Desinfektionstüchern zu reinigen, hält er jedoch für übertrieben. dpa

Amelie Richter

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