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Wirtschaft: Am Ohr der Kanzlerin

Die Tübinger Ökonomin Claudia Buch wird neue „Wirtschaftsweise“ – das ist ein Problem für das DIW.

Berlin - Die Tübinger Wirtschaftsprofessorin Claudia Buch wird neues Mitglied im Wirtschafts-Sachverständigenrat. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch, Bundespräsident Christian Wulff die Berufung Buchs in das Gremium vorzuschlagen, erklärte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Buch soll zum 1. März die Nachfolge von Beatrice Weder di Mauro antreten, die in den Verwaltungsrat der Schweizer Großbank UBS wechselt.

Buch ist erst die zweite Frau in dem Beraterkreis, der 1963 erstmals berufen wurde. Sie forscht über Finanzmärkte, Banken und Makroökonomie – und füllt damit genau die Lücke, die ihre Vorgängerin hinterlässt. Buch sei „eine anerkannte Ökonomin und ausgewiesene Expertin für internationale Finanzmärkte“, lobte Rösler. Das sei gerade angesichts der Finanzkrise nützlich. Neben ihrem Lehrstuhl leitet Buch den Ökonomen-Beirat Röslers und das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen.

Das Wirtschaftsministerium hatte allerdings auch nur eine überschaubare Auswahl bei der Personalie. Denn es sollte eine weibliche Kandidatin sein. Frauen sind in der Disziplin aber unterrepräsentiert, zumal solche, die sich auf die großen Zusammenhänge von Geld, Beschäftigung, Zinsen und Wachstum verstehen und auch noch Lust auf Politikberatung haben. Neben Buch hat es denn auch nur eine weitere Kandidatin gegeben. Die übrigen Mitglieder der sogenannten „Fünf Weisen“ sind Männer – Peter Bofinger, Lars Feld, Christoph Schmidt und Wolfgang Franz als Vorsitzender.

Buch ist auch als neue Präsidentin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Gespräch. Ihre Chancen könnten aber durch die neue Berufung sinken – in der Bundesregierung hieß es, ein neuer Chef solle sich voll auf den Umbau das DIW konzentrieren können, eine zusätzliche Belastung sei nicht hilfreich. Die Auswahlkommission für den Chefposten, die am Dienstag erstmals tagte, hat noch keine Entscheidung gefällt. Vier Ökonomen haben sich nach Tagesspiegel-Informationen beworben. Eine Absage kam hinzu – Peter Bofinger, den einige im DIW-Umfeld für geeignet halten, scheut den Verwaltungsaufwand und forscht lieber. Carsten Brönstrup

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