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Amflora

© AFP

Amflora: EU erlaubt Anbau von umstrittener Genkartoffel

Die EU-Kommission hat der umstrittenen Genkartoffel Amflora die Zulassung erteilt. Die Kartoffel ist nicht zum Verzehr bestimmt, sondern soll Stärke für industrielle Produkte liefern. Umweltschützer befürchten jedoch Gefahren für die Natur.

Brüssel - Es ist ein Freudentag gewesen in der Avenue de Cortenbergh, dem Sitz der Brüsseler BASF-Vertretung. Grund für die gute Stimmung war eine kleine Sensation, die gerade keine 200 Meter die Straße hinunter verkündet worden war: John Dalli, der maltesische EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, teilte am Sitz der Brüsseler Behörde mit, dass die in Ludwigshafen entwickelte Gen-Kartoffel namens „Amflora“ künftig in Europa angebaut werden darf.

Die Entscheidung markiert den vorläufigen Schlusspunkt eines 13 Jahre alten Streits. 1996 reichte der Chemiekonzern den ersten Genehmigungsantrag für seine Kartoffel ein, die eine spezielle Stärke für die Industrie bildet. Gebraucht wird sie beim Beschichten von Papier oder Garnen, enthalten ist sie aber auch in Klebstoff oder Spritzbeton. Bis 2004 passierte praktisch nichts, Gentechnik galt als politisches Tabu. Mit der Aufweichung dieser harten Haltung reichte BASF erneut einen Antrag ein, dessen Bearbeitung jedoch auch vom gerade abgelösten EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hinausgezögert wurde. Der freilich wusste nicht nur Umwelt- und Bauernverbände hinter sich, sondern auch die Mehrheit der europäischen Bürger.

Um ein Lebensmittel im engeren Sinn geht es nicht, doch dürfen nicht benötigte Reste der Amflora an Tiere verfüttert werden, wie die EU-Kommission ebenfalls entschieden hat. Der Mensch wird also über die Nahrungskette mit den Genen der künstlichen Kartoffel in Berührung kommen – auch mit dem nptII–Gen, dem Stein des Anstoßes. Es kann zur Resistenz gegen bestimmte Antibiotika führen.

Entsprechend empört reagieren Umweltschützer. Von einem „Kniefall vor BASF“ sprach gestern der BUND-Chef Hubert Weiger: „Der Weg von der Gentech-Kartoffel vom Feld auf die Teller der europäischen Verbraucher ist viel zu kurz und die Risiken sind viel zu groß.“

Der Kommissar Dalli begründete die Entscheidung, die nur im schriftlichen Verfahren erfolgte, damit, dass es „keine wissenschaftlichen Bedenken gibt, die eine weitere Verzögerung gerechtfertigt hätten“. Noch dieses Jahr soll die Amflora in Schweden, Tschechien und Deutschland auf 300 Hektar angebaut werden. 20 Hektar umfassen die Äcker in Mecklenburg-Vorpommern, auf denen schon seit vergangenem Sommer ein Feldversuch läuft.

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