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Wirtschaft: An die Arbeit

EDITORIALS Vieles könnte man der französischen Regierung zu ihrem Vorschlag raten, einen Feiertag zu streichen, um die Altenpflege zu finanzieren. Die Idee, dass rechnerbewehrte Bürokraten die Einnahmen daraus auf den Heller ausrechnen könnten, zeugt von heroischer Hybris.

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Vieles könnte man der französischen Regierung zu ihrem Vorschlag raten, einen Feiertag zu streichen, um die Altenpflege zu finanzieren. Die Idee, dass rechnerbewehrte Bürokraten die Einnahmen daraus auf den Heller ausrechnen könnten, zeugt von heroischer Hybris. Ein gestrichener Feiertag ist ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts des liberalisierungsbedürftigen Arbeitsmarktes in Frankreich. Bei aller Kritik darf man jedoch nicht vergessen, dass dies die erste Flexibilisierung des Arbeitsmarktes seit langem wäre. Arbeitgeberpräsident Seillière sprach sogar von einer „grande première“ für Frankreich.

Jeder gesetzliche Feiertag ist eine Einmischung in die freie Entscheidung durch Verhandlungen erwachsener Menschen – wie hier Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Seillière jedoch sprach von den größten gesetzlich verordneten Ferien, der 35Stunden-Woche. Diese ist strikt durchgesetzt, und Branchen, die die 35-Stunden-Woche nicht garantieren können, vergeben Kompensationstage. Dadurch wachsen die fünf Wochen bezahlter Urlaub plus elf nationale Feiertage noch mehr an. Der neue Vorschlag ist also die Antithese zu dieser populistischen Politik. Der ehemalige Premierminister Balladur, einer der wenigen Unterstützer des freien Marktes, war so begeistert von der Idee, dass er gleich noch einen Feiertag mehr wegstreichen wollte.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Regierung nicht versucht, ihre Finanzlöcher mit Steuererhöhungen oder neuen Anleihen zu stopfen. Ein französischer Wirtschaftsvertreter schätzte einen Gewinn von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro allein aus der Streichung eines Feiertages. Und das ist nicht alles – die französische Regierung versteht nicht, dass man nicht die Nachfrage steigern muss, sondern dass das Angebot den Wohlstand steigert. Wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, sinken die Preise.

Die zahlreichen Todesfälle durch die Hitzewelle in den vergangenen Wochen haben zu Kritik an der mangelnden Selbstverantwortlichkeit der französischen Bürger geführt. Dieser neue Vorschlag schlägt in dieselbe Kerbe. Jetzt diskutieren die Franzosen bereits, welchen Feiertag man denn abschaffen sollte. Wenn wir etwas vorschlagen dürften: Wie wär’s mit dem 1. Mai?

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