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Analyse: Metall-Einigung: Beifall von den Arbeitgebern

Der Tarifabschluss in der Metallindustrie bleibt deutlich unter der Forderung der IG Metall. Eine Analyse.

Am Ende gab die Angst vor dem Arbeitskampf den Ausschlag. Die IG-Metall-Spitze hatte größte Zweifel, mit einem Streik ein besseres Ergebnis erreichen zu können. Und für die Arbeitgeber ist der Betriebsfrieden auch angesichts der Rezession von so hohem Wert, dass es auf ein paar Zehntelpunkte nicht ankommt. Dennoch gab es kaum positive Reaktionen auf den Tarifabschluss auf der Seite der Gewerkschaften. IG- Metall-Chef Berthold Huber rang sich ein „ordentliches Ergebnis in historisch schwieriger Lage“ ab. Und der Verhandlungführer der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, würdigte den Umstand, überhaupt ein Ergebnis gefunden zu haben. Die Freude über den Kompromiss von Sindelfingen lag eindeutig auf der anderen Seite. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt begrüßte das Ergebnis „uneingeschränkt“. Der Abschluss „kann dazu beitragen, die negativen Folgen der Finanzkrise und der weltwirtschaftlichen Abschwächung zu begrenzen“.

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser lobte die „Handlungsfähigkeit“ der Tarifparteien und damit sich selbst in einer „extrem schwierigen Lage“. Die Kostenbelastung für die Firmen bleibt nach Kannegiessers Rechnung deutlich unter den Befürchtungen, die aufgrund der Acht-Prozent-Forderung der IG Metall entstanden waren. Nach Angaben Kannegiessers belastet der Abschluss die Betriebe im kommenden Jahr mit zusätzlich 1,4 bis 2,9 Prozent, je nachdem, wann die zweite Stufe der Erhöhung gezahlt wird. In den ersten vier Monaten 2010 gibt es dann eine weitere Kostenbelastung um drei Prozent. Über die gesamte Laufzeit von 18 Monaten beträgt das Volumen von Einmalzahlungen und Tabellenerhöhungen nach Angaben von Gesamtmetall 4,1 Prozent. Umgerechnet auf ein Jahr macht das 2,6 Prozent. Bei einer erwarteten Inflationsrate von gut zwei Prozent im kommenden Jahr bleibt also etwas übrig für die 3,6 Millionen Metallarbeitnehmer – sofern sie auch nach Tarif bezahlt werden.

IG-Metall-Chef Huber meinte, es sei gelungen, den verteilungspolitischen Spielraum auszuschöpfen. Der ergibt sich aus Inflationsrate und gesellschaftlicher Produktivitätssteigerung und war von der IG Metall für 2009 bei vier Prozent veranschlagt worden. Huber betonte ferner die „Einkommenssicherheit für die Beschäftigten und die Planungssicherheit für die Unternehmen“. Beides habe in der gegenwärtigen Situation einen hohen Wert.

Diverse Ökonomen von Forschungsinstituten und Banken würdigten den Tarifvertrag als angemessen. Ralph Solveen von der Commerzbank meinte laut Reuters, der Abschluss zeige, „dass sich die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer wegen der deutlichen Abschwächung der Konjunktur verschlechtert hat“.

Der Sindelfinger Abschluss gilt erst mal nur für Baden-Württemberg und muss nun in den anderen Tarifbezirken übernommen werden. Daran gibt es aber kaum einen Zweifel, da sowohl Gesamtmetall als auch die IG Metall dies ihren regionalen Gliederungen empfehlen.

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