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Wirtschaft: Analysten loben Sanierungskurs der Telekom-Konzerne

Telefonbranche hat gespart und Schulden abgebaut – aber großes Wachstum ist vorerst nicht zu erwarten

Düsseldorf/Berlin (slo/HB/hop). Die europäischen Telekomkonzerne sind nach drei Krisenjahren auf dem Wege der Genesung. Dies ist zumindest die Meinung von Analysten. So hat die RatingAgentur Standard & Poor’s den Unternehmen jüngst ein gutes Zeugnis ausgestellt. „Durch eine konservative Strategie und Finanzpolitik sowie den Verzicht auf riskante Zukäufe haben die Konzerne ihre Risiken minimiert und ihre Kreditwürdigkeit deutlich verbessert“, sagt Peter Kernan von Standard & Poor’s. Jetzt käme es darauf an, den Kurs beizubehalten, um die Erholung auf solide Beine zu stellen.

Ähnlich positiv fällt das Ergebnis der Analysten von ABN Amro aus. „Der Lage der Branche hat sich fundamental verbessert“, sagen sie. Ein weiterer Abbau von Schulden – in den vergangenen Quartalen das dringendste Problem – ist laut Crédit Suisse First Boston in vielen Fällen „nicht mehr zwingend“. Dies sind ganz neue Töne, galt doch zum Beispiel vor zwei Jahren die niederländische KPN auf Grund ihrer Schuldenberge noch als Pleitekandidat. Bei France Télécom und der Deutschen Telekom war es unter anderem die Höhe der Verbindlichkeiten, die die damaligen Chefs im Jahr 2002 ihren Job kostete. Nur der britische Mobilfunker Vodafone ist durch die Expansionsphase der Branche trotz großer Zukäufe relativ schuldenfrei gekommen. Das Unternehmen zahlte Übernahmen vor allem mit eigenen Aktien.

Die Experten machen die gewandelte Einschätzung unter anderem an folgenden Nachrichten fest: Die Konzerne haben Investitionen gekürzt, Kosten gesenkt und so schnell und deutlich ihre freien Mittel – den Cash-Flow – erhöht. Die Deutsche Telekom hat zum ersten Mal seit etwa zwei Jahren unterm Strich Anfang des Jahres einen Quartalsgewinn erwirtschaftet und damit die Analysten positiv überrascht. Auch KPN hat die Erwartungen übertroffen und will in diesem Jahr einen Vorsteuergewinn von mehr als einer Milliarde Euro vorweisen. France Télécom hat im ersten Quartal die operative Gewinnmarge klar verbessert. West LB Panmure erwartet, dass die Branche im Jahr 2003 Nettogewinne von insgesamt etwa zwei Milliarden Euro erwirtschaften wird – nach zwei Jahren mit Milliardenverlusten.

Damit sind die Telekomkonzerne aber noch nicht alle Probleme los. Woher wird das künftige Wachstum kommen? Das ist jetzt die größere Sorge der Analysten „Wir sehen in den kommenden Quartalen die Umsätze weiter unter Druck“, heißt es in einer Studie von Crédit Suisse First Boston. Das gilt vor allem für Umsätze mit der Sprachtelefonie im Festnetz. Diese Erlöse würden sogar sinken, schätzt Standard & Poor’s. Zuwächse bei mobilen Datendiensten und bei schnellen Internetzugängen würden dies zwar kompensieren, die Umsätze würden insgesamt aber stagnieren oder nur mit einstelligen Raten wachsen. „Es ist wichtig, dass die Konzerne im Festnetz-Geschäft ihre Effizienz verbessern“, sagt Analyst Kernan. Die Unternehmen sehen das offenbar ähnlich. Sie haben bereits angekündigt, einige Tausend Stellen zu streichen.

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