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Fremde Länder.

© REUTERS

Wirtschaft: Andere Sitten

Wer sich weltweit bewirbt, muss nicht nur die englische Sprache beherrschen, sondern auch wissen, worauf Arbeitgeber vor Ort Wert legen

Auf keinen Fall ein Foto. Außerdem gehört auf die Bewerbung in Großbritannien kein Deckblatt. Der Lebenslauf heißt Curriculum Vitae und das schreibt man auch darüber. Und das ist längst nicht alles, worauf man achten muss, wenn man sich bei einem Arbeitgeber auf der Insel bewirbt, sagt Suzanne Mullins. Die 44-Jährige ist Expertin auf diesem Gebiet. Mit dem Unternehmensberater Klaus Schürmann hat sie das Buch „Weltweit bewerben auf Englisch“ geschrieben.

Wer mit seiner Bewerbung bei internationalen Konzernen in Europa und Asien oder bei Arbeitgebern in England, den USA, Australien, Südafrika oder Neuseeland Erfolg haben will, muss nicht nur die englische Sprache beherrschen. Er sollte auch wissen, worauf in welchem Land wert gelegt wird, was in eine Bewerbung hineingehört und wie sie aufgebaut sein sollte.

Suzanne Mullins weiß, wie es geht. Seit über 20 Jahren lebt sie in London, viele Jahre hat sie für eine englische Arbeitsvermittlung gearbeitet und Bewerbungen für deutschsprachige Jobsucher verfasst, die ins angloamerikanische Ausland gehen wollten. Heute betreibt sie selbst eine kleine Arbeitsvermittlung.

Für die englische Bewerbung gelten sehr ähnliche Regeln, egal wo man sich bewirbt, sagt sie. Doch es gibt feine Unterschiede zwischen der britischen und der us-amerikanischen Variante und den Anforderungen der Arbeitgeber in den jeweiligen Ländern. Das betrifft den Inhalt, die Form – und auch den Stil. So tritt man in den USA oft werbender auf, auf eine Weise, die Deutschen und Engländern eher protzig erscheint. In Großbritannien sollte man sich entsprechend bescheidener geben.

In jede englische Bewerbung gehört ein Anschreiben. Das Herzstück, der Lebenslauf, sollte immer auf den Zieljob zugeschnitten sein. Am Schluss werden zwei bis drei Referenzgeber genannt, die auf Nachfrage über die Leistung des Bewerbers Auskunft geben können. Zeugnisse fallen bei der englischen Bewerbung dafür weg. Seltener werden Arbeitsproben beigelegt – oder auf eine entsprechende Webseite verwiesen. Sinn macht das vor allem in kreativen Berufen.

DAS ANSCHREIBEN

Im britischen Englisch (BE) heißt es „Covering Letter“, im amerikanischen Englisch (AE) „Cover Letter“. Das Anschreiben gibt die wichtigsten persönlichen Berufserfahrungen wieder, erklärt, wie in der deutschen Bewerbung, die Motivation für den Job und die Qualifikationen, die man dafür einbringen kann.

Auch der Aufbau unterscheidet sich kaum. Oben rechts oder auch links steht die Adresse des Absenders (auf den Namen kann man verzichten, denn er wird gedruckt unter die Unterschrift gesetzt). Links darunter kommt die Adresse des Empfängers mit Namen und Titel des Ansprechpartners.

Das Datum hat keinen festen Platz, bei der Schreibweise aber muss man aufpassen. Während die Briten den Tag, dann den Monat und das Jahr angeben (17 May 2011), machen es die Amerikaner anders herum. Erst kommt der Monat, dann der Tag und das Jahr (May 17, 2011).

Für die Anrede empfiehlt sich eine Kontaktperson. „Die Persönliche Anrede ist einem ’Dear Sir or Madam’ unbedingt vorzuziehen“, sagt Mullins. Der Name lasse sich telefonisch erfragen.

Es folgt die Betreffzeile, die üblich, aber nicht Pflicht ist – und erst nach der Anrede steht. Sie wird mit „RE:“ eingeleitet und bezieht sich etwa auf ein geführtes Telefonat oder eine Stellenanzeige.

Der Text kann beispielsweise mit dem Interesse an der ausgeschriebenen Position beginnen und mit der Darstellung der Qualifikationen fortgesetzt werden.

Der Abschlussgruß richtet sich nach der Anrede. Hat man dort einen persönlichen Kontakt angegeben, schreibt man „Yours sincerely“, bei einem unbekannten Empfänger „Yours faithfully“.

Ganz am Ende wird mit „Enc.“ (für „Enclosure“) auf die Anlage verwiesen.

DER LEBENSLAUF

Der Lebenslauf heißt im Britischen Curriculum Vitae oder CV und das steht auch als Überschrift darüber. Im Amerikanischen nennt man ihn Resume, eine Überschrift aber gibt es hier meist nicht. Der Lebenslauf startet unmittelbar mit Name, Adresse und Telefon. Bei beiden Varianten wird auf ein Foto verzichtet. Bei britischen Bewerbungen gibt man das Geburtsdatum an, bei der amerikanischen fällt auch das weg.

Angaben wie Familienstand oder Schulbildung ab der Grundschule sind nicht gefragt. „In der Regel sind für den Arbeitgeber die vergangenen zehn bis 15 Jahre interessant“, weiß die Expertin. Gewöhnlich listet man stichwortartig und chronologisch Stellen und Aufgaben auf – und zwar in rückläufiger Form: In den Rubriken „Work Experience“ und „Education“ beginnt man mit der letzten Position.

Die Referenzgeber werden unter der Rubrik „References“ am Ende des Lebenslaufes aufgeführt. In der Regel werden hier Arbeitgeber oder Vorgesetzte akademischer Einrichtungen angegeben. „Schulabgänger können Lehrer oder Arbeitgeber aus einem Praktikum aufführen“, sagt die Expertin. Man nennt den Namen, die berufliche Funktion, gegebenenfalls die Beziehung zum Bewerber, Adresse und Kontaktdaten.

Falls in der Stellenanzeige nicht der Postweg erwünscht ist, würde Suzanne Mullins die Bewerbung mailen und per Brief nachsenden, damit sie in Erinnerung bleibt. Nach ein paar Tagen sollte man dann per E-Mail oder telefonisch nachfragen, ob die Bewerbung angekommen ist und es noch offene Fragen gibt.

Lässt es sich einrichten, sollte man statt der eigenen eine Kontaktadresse von Freunden oder Verwandten im Zielland angeben. Das signalisiert eine bestehende Verbundenheit und spricht dafür, dass man einer Einladung zum Interview ohne großen Aufwand folgen kann.

Klaus Schürmann, Suzanne Mullins: „Weltweit bewerben auf Englisch“, Stark Verlag, Freising 2010, Neuauflage, ISBN 978-3-86668-468-1, 16,95 Euro

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