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2200 Jahre alt ist das Pferd, das Teil der historischen Terrakotta-Armee ist. Mit Pferden verbindet die Kanzlerin einiges. Sie ist im Jahr des Pferdes geboren.

© dpa

China-Besuch: Angela Merkel: Die Pferdeflüsterin

Bundeskanzlerin Angela Merkel lädt bei ihrem Staatsbesuch in China deutsche Topmanager ein, Probleme offen anzusprechen. Premier Wen weist die Kritik der Deutschen zurück.

Xi’an - Immer wieder Pferde. Ein Pferd ziert die Weinkaraffe, die Chinas Premier Wen Jiabao der deutschen Kanzlerin Angela Merkel schenkt. Merkel, die am Samstag ihren 56. Geburtstag feierte, ist derzeit auf Staatsbesuch in China. Nach dem chinesischen Horoskop ist die Kanzlerin im Jahr der Pferde geboren. Und auch am Nachmittag wird Merkel wieder von den Pferden eingeholt. Sie besucht die 2200 Jahre alte Terrakotta-Armee. Die frühere Grabanlage beherbergt neben 7000 lebensgroßen Ton-Kriegerfiguren auch 600 Pferde.

Dazwischen dreht sich alles um die Wirtschaft. Merkel und Wen nahmen am Samstag an einem Wirtschaftsforum mit deutschen und chinesischen Topmanagern teil. Der chinesische Ministerpräsident ermunterte die Firmenlenker, Probleme offen anzusprechen. Dieser Aufforderung kamen die Firmenvertreter allzu gerne nach. Die aus Deutschland angereisten Spitzenmanager forderten die chinesische Führung zum Abbau von Hemmnissen für die wirtschaftliche Zusammenarbeit auf. BASF-Chef Jürgen Hambrecht kritisierte, dass Investitionen und Ausschreibungen mit dem Zwang zum Technologietransfer verknüpft würden. „Das entspricht nicht ganz unseren Partnerschaftsvorstellungen“, sagte Hambrecht, der bis vor kurzem Chef des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft (APA) war. Er warb ferner für die gegenseitige Anerkennung von Zertifizierungen und gemeinsame Standards. Siemens-Chef Peter Löscher, der Hambrecht Anfang Juli als APA-Chef abgelöst hat, mahnte faire Bedingungen bei Ausschreibungen an. Im Gegenzug wolle man sich dafür einsetzen, dass chinesische Firmen auch in Deutschland fair behandelt werden.

Ministerpräsident Wen Jiabao wies die Vorwürfe zurück. Annahmen, dass sich das Umfeld für ausländische Firmen verschlechtere, seien „falsch“, sagte Wen. Andernfalls würden die Direktinvestitionen nicht so fließen, wie es der Fall sei. Die ausländischen Investitionen waren im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 20 Prozent gestiegen.

Aber auch chinesische Unternehmer machten auf Hemmnisse aufmerksam, die ihnen Geschäfte mit Deutschland erschweren. Der Chef des Reederei-Riesen Cosco, Wei Jiafu, beklagte etwa die geringe Wassertiefe des Hamburger Hafens. Der Chef des Baumaschinenherstellers Sany, Xiang Wenbo, bemängelte Probleme bei der Visa-Erteilung für chinesische Unternehmer in Europa. Ähnliches hatte Merkel zuvor schon von russischen Firmenvertretern in Jekaterinburg gehört. Und nicht nur dort. Die Kanzlerin berichtete am Samstag, dass sie darauf auch in den Golfstaaten angesprochen worden sei. Hier müsse in der EU offenbar ein „grundlegendes Umdenken“ stattfinden. dpa/ddp

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