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Anglizismen ade: Nie wieder Kiss&Ride mit der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn will in Zukunft weniger Anglizismen verwenden – das hat Vorstandschef Rüdiger Grube nun in einem Brief an den Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken (CSU) versprochen.

Wer eine Bahnreise plant, tut bekanntlich gut daran, ein Englisch-Wörterbuch in den Koffer zu legen. Schließlich gilt es, sich am „Counter“ des „Service Points“ beraten zu lassen, um dann nach hoffentlich kurzer Wartezeit in der „DB Lounge“ mit per „Bahncard“ ermäßigtem „Ticket“ etwa die „City Night Line“, also den Nachtzug, zu besteigen. Am Ziel angekommen, lässt sich die Weiterfahrt per „Call a bike“ organisieren, alternativ per „Carsharing“. Und alle sind happy.

Vorbei. Die Deutsche Bahn will in Zukunft weniger Anglizismen verwenden – das hat Vorstandschef Rüdiger Grube nun in einem Brief an den Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken (CSU) versprochen. „Flyer“ sollen fortan „Handzettel“ heißen, „Counter“ werden in „Schalter“ umbenannt, „Hotlines“ in „Service-Nummern“. Und statt „Call a bike“ will man vom „Mietrad-Angebot der Deutschen Bahn“ sprechen. „Die Verwendung der deutschen Sprache im Interesse der allgemeinen Verständlichkeit … liegt uns sehr am Herzen“, schreibt Grube. Nur Bezeichnungen, „die auch bei fehlenden Englischkenntnissen verstanden werden“, sollen bleiben – „Intercity“ und „Bahncard“ fielen darunter.

Und all das nur wegen ein paar Metern Asphalt in der niederbayerischen Provinz. Hinsken hatte der Bahn Ende 2009 vorgeschlagen, am Straubinger Bahnhof eine Kurzzeit-Parkzone einzurichten. Wird gemacht, antwortete der zuständige Manager – und schon hatte das Städtchen drei „Kiss&Ride“-Parkplätze. Das ließ Hinsken die Bürger per Pressemitteilung wissen, nicht ahnend, dass ihm das auf die Füße fallen werde. „Verwirrt“ sei er gewesen, schrieb ein Leser kurz darauf an das lokale „Straubinger Tagblatt“. „Hinsken für Küssen und Reiten?“ Derlei Absurdes verstünden nicht einmal die Engländer. „Soll das niederbayerische Straubing sprachlich englischer sein als England?“

Natürlich nicht, befand Hinsken. Flugs setzte er einen Brief an Grube auf. „Zahlreiche Mitbürger“ fragten ihn angesichts der neuen „Kiss&Ride“-Zone immer wieder: „Sprechen die Besucher des Bahnhofsvorplatzes in Straubing aufgrund der Erfahrungen der Bahn überwiegend englisch?“ Die Sprache sei zwar „weltläufig“ – „aber wir leben doch in Deutschland“.

Grube, um Konsens mit der Politik bemüht, gab ihm Recht. Zumal sein Dienstherr, Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), ebenfalls in seinem Haus Anglizismen ausmerzen lässt. Das „Travel Management“ heißt nun „Reisestelle“, die „Task Force“ wird in „Projektgruppe“ umbenannt, Staatssekretäre mühen sich, in Reden von „Wissen“ statt von „Know-How“ zu sprechen. Eine kleine Gemeinheit konnte sich der Manager in seiner Antwort an Hinsken aber nicht verkneifen. Gerade die CSU habe doch bewiesen, dass „die wohl dosierte Verwendung englischer Begriffe auch positiv besetzt sein kann“ – und rede vom Freistaat mit „Laptop und Lederhose“. Carsten Brönstrup

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