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Wirtschaft: Angst vor dem starken Euro

Exportwirtschaft rechnet mit dramatischen Einbrüchen. Das könnte auch die Konjunktur dämpfen

Düsseldorf - Der Höhenflug des Euro und die Krise an den Finanzmärkten belasten zunehmend das Exportgeschäft deutscher Firmen. Im kommenden Jahr drohe sich das Wachstum der Ausfuhren zu halbieren, warnt der Präsident des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner. „Sollte sich die US-Finanzkrise ausweiten und die Weltkonjunktur weiter dämpfen, könnte das Exportplus 2008 auf nur noch fünf Prozent zurückgehen“, sagte er dem „Handelsblatt“. „Einen solchen Einbruch im Exportgeschäft kann die Binnenwirtschaft nicht auffangen.“ Der Exportboom war die entscheidende Triebkraft der deutschen Konjunktur.

Am Freitag kostete der Euro zeitweise 1,4966 Dollar, so viel wie nie zuvor. Experten rechnen damit, dass der Euro in absehbarer Zeit die Marke von 1,50 Dollar überspringen kann. Nach Börners Einschätzung wird die gebremste Ausfuhr auch das gesamtwirtschaftliche Wachstum negativ beeinflussen. „Für das nächste Jahr rechne ich höchstens noch mit einem Wachstum von 1,7 Prozent, mehr ist nicht zu erwarten“, sagte der BGA-Präsident.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben für das nächste Jahr einen Anstieg des deutschen Bruttoinlandsproduktes um 2,2 Prozent prognostiziert, die Wirtschaftsweisen rechnen mit einem Plus von 1,9 Prozent. Börners Pessimismus teilt inzwischen aber auch das Bundeswirtschaftsministerium. „Wenn der Kurs des Euro dauerhaft so hoch bleibt, sind negative Effekte auf die Exporte nicht zu vermeiden. Dann wird die Bundesregierung auch ihre Wachstumsprognose überprüfen müssen“, sagte Staatssekretär Walther Otremba dem „Handelsblatt“. Bisher erwartet die Regierung eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um zwei Prozent. Eine Revision könne der Bund im Januar im Jahreswirtschaftsbericht vornehmen, sagte Otremba.

Besorgt über den Steigflug der europäischen Gemeinschaftswährung zeigten sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Der starke Euro gebe Teilen der europäischen Wirtschaft „Anlass zur Sorge“, räumte Barroso ein.

Von der Dollarschwäche betroffen sind Unternehmen, die die Herstellung ihrer Produkte in Euro bezahlen, von den Kunden aber in Dollar entlohnt werden. Dies ist zum Beispiel der Fall bei Airbus. Der Chef des Mutterkonzerns EADS, Louis Gallois, kündigte kürzlich an, „Teile der Produktions- und Zulieferbereiche in den Dollarraum zu verlagern“, falls der Dollar weiterhin derart schwach bleibe. Dies werde negative Konsequenzen für die gesamte europäische Luftfahrtindustrie haben

In Deutschland leiden traditionell die Branchen Automobilbau, Chemie und Maschinenbau unter einer Dollarabwertung. Für BMW, Mercedes und Porsche sind die USA als größter Automarkt der Welt von entscheidender Bedeutung. Die Konzerne müssen sich mit viel Geld gegen das Wechselkursrisiko absichern. Allein BMW kostete das im vergangenen Jahr 666 Millionen Euro. Um das Währungsrisiko zu verringern, wollen die Münchener die Produktion im Werk Spartanburg in South Carolina bis zum Jahr 2010 von derzeit 140 000 Stück auf 250 000 Autos hochfahren.

Für den Chemiekonzern BASF bedeutet jeder Cent, den der Euro gegenüber dem Dollar zulegt, 250 Millionen Euro weniger Umsatz. Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer musste in den drei ersten Quartalen bereits ein währungsbedingtes Umsatzminus von vier Prozent hinnehmen. Der deutsche Maschinenbau erwartet für 2007 zwar ein neues Boomjahr. Es gibt aber erste Anzeichen, dass sich der starke Euro ungünstig auswirkt und die Exporte in die USA kaum noch zulegen, heißt es auf Anfrage.HB

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