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Wirtschaft: Angst vor den Anlegern

Von Henrik Mortsiefer Die Vorstände deutscher Unternehmen fürchten sich vor den Anlegern und den Launen des Kapitalmarktes. Kein einziges Unternehmen hat in diesem Jahr eigene Aktien an die Börse gebracht oder frisches Kapital aufgenommen.

Von Henrik Mortsiefer

Die Vorstände deutscher Unternehmen fürchten sich vor den Anlegern und den Launen des Kapitalmarktes. Kein einziges Unternehmen hat in diesem Jahr eigene Aktien an die Börse gebracht oder frisches Kapital aufgenommen. Während auf den Märkten in den USA und Großbritannien – aber auch in China und Japan – das Leben zurückkehrt, verharren die Akteure hier zu Lande in der Angststarre. Daran ändert auch der Börsengang der HVBImmobilientochter wenig, der nur auf dem Papier einer ist. Was die Deutschen lähmt, sind die Erinnerungen an den tiefsten Absturz der Börsengeschichte. Deutsche Aktien sind stärker gefallen als die anderer Finanzplätze, jenseits des Sparbuchs haben die Bundesbürger keine wirkliche Anlegerkultur entwickelt, die Risikobereitschaft vieler Mittelständler liegt unter den Trümmern des Neuen Marktes begraben.

Bis das Vertrauen in die Aktie wieder da ist, muss mehr passieren als ein schneller Dax-Anstieg. Die Unternehmer, die Börsenpläne haben, wollen es jetzt genau wissen: Hält der Dax, was er verspricht? Erfüllen sich die optimistischen Erwartungen, dass 2004 der Aufschwung kommt? Tragen die Geschäftspläne nach der Rezession? Solange hier keine Fakten vorliegen, werden aus Börsenplänen keine Börsengänge werden.

Diese Vorsicht ist berechtigt. Sie ist die Reaktion auf den Leichtsinn der New Economy. Doch ewig darf das Zögern in den Chefetagen nicht dauern. Von soliden Unternehmen, und dazu zählen die Börsenaspiranten, kann man erwarten, dass sie auch den nötigen Mut zum Risiko haben. Schieben sie ihren Börsengang aber auf die ganz lange Bank, wird man ihnen irgendwann nicht mehr nur Vorsicht unterstellen – sondern Verschlafenheit vorwerfen.

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