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Wirtschaft: Anklage gegen den Chef der Deutschen Bank

Mannesmann-Affäre um Millionenprämien wird aufgerollt / IG-Metall- Chef Zwickel soll vor Gericht

Berlin (fo). Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf erhebt in der MannesmannAbfindungsaffäre Anklage gegen den Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, und IG-Metall-Chef Klaus Zwickel. Nach zweijährigen Ermittlungen rückt damit einer der größten Wirtschaftsprozesse in Deutschland näher. Die Beklagten sollen zum Nachteil der Aktionäre millionenschwere Prämien genehmigt und zum Teil auch erhalten haben. Ackermann sieht keinen Grund, sein Amt aufzugeben.

Neben Ackermann und Zwickel sollen auch der ehemalige Mannesmann-Chef Klaus Esser, der frühere Aufsichtsratschef des Unternehmens, Joachim Funk, der Konzernbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ladberg sowie der einstige Personalvorstand Dietmar Droste auf die Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft gab am Montag nur bekannt, dass Anklage gegen sechs Personen erhoben worden sei. Esser und ein Sprecher Zwickels bestätigten dies für ihren Fall, die Deutsche Bank wollte sich nicht äußern.

Bei dem Verfahren geht es um die größte Übernahmeschlacht in der Wirtschaftsgeschichte. Am Ende übernahm die britische Mobilfunkgesellschaft Vodafone, den deutschen Konkurrenten Mannesmann (D2-Netz) für 180 Milliarden Euro. Im Februar kapitulierte Mannesmann unter der Führung Essers. Zugleich gewährten die leitenden Mitglieder des Aufsichtsrats – Ackermann, Funk, Ladberg und Zwickel – Abfindungen und Übernahme-Tantiemen von mehr als 100 Millionen Euro. Allein Mannesmann-Chef Esser soll 30 Millionen Euro erhalten haben, 15 Millionen davon als Auszahlung seines bestehenden Vertrags.

Die Staatsanwaltschaft hat nach Informationen aus Justizkreisen das Gesamtvolumen aufgeteilt. Vorerst geht es um 55 Millionen Euro, davon 25 Millionen Euro für Esser und sein Führungsteam sowie Abfindungen an Mannesmann-Pensionäre in einem Volumen von 30 Millionen Euro. Ein zweiter Komplex mit Zahlungen von weiteren 50 Millionen Euro für 140 Mannesmann-Manager sei abgetrennt worden, weil weitere Ermittlungen notwendig seien. Alle Sonderzahlungen hatte der Mannesmann-Großaktionär Hutchison-Whampoa vorgeschlagen.

Ein Strafprozess gegen Ackermann, Zwickel und die anderen beklagten Führungskräfte wird frühestens im Sommer erwartet. Das zuständige Gericht wird erst nach Prüfung der 580 Seiten umfassenden Anklageschrift entscheiden, ob es überhaupt ein Hauptverfahren eröffnet. Selbst die Angeklagten erfahren erst in den nächsten Wochen im Detail, was ihnen vorgeworfen wird. Josef Ackermann hat noch vor wenigen Tagen gesagt, dass er einem Verfahren gelassen entgegensehe und im Falle einer Anklage keinen Grund zur Aufgabe seiner Führungsposition sehe. Der Deutsche-Bank-Chef versteht die Aufregung um die Millionen-Abfindungen hierzulande nicht, da solche Größenordnungen im Ausland völlig normal seien.

So sieht das auch Marcus Lutter. Der renommierte Aktienrechtler von der Universität Bonn sagte dem Tagesspiegel, „Ackermanns Verhalten war nicht ehrenrührig“. „Im Zweifel war er nur schlecht beraten“. Ackermann habe sich eben von seinen Erfahrungen im Ausland leiten lassen. Lutter sieht keinen Grund, warum Ackermann sein Amt als Chef der größten deutschen Bank aufgeben sollte. In Expertenkreisen wird allerdings bemängelt, dass die Frage von Abfindung erst am Ende des Übernahmekampfes geregelt wurde.

Ein Sprecher der IG-Metall meinte, Klaus Zwickel habe nichts zu befürchten. Er habe weder der Millionen-Prämie für Esser noch anderen Entscheidungen zugestimmt, die den Vorwurf der Untreue rechtfertigten. „Statt endloser Gerüchte wollen wir eine schnelle Rehabilitierung.“ Esser nannte die Anklage am Montag „willkürlich“.

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