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ANLEGER Frage: An Anke Sahlen Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Berlin

Jetzt in Rohstoffe investieren?

Wie schätzen Sie die Perspektiven an den internationalen Rohstoffmärkten ein? Viele Anleger verfolgen vor allem die Gold- und Rohölpreise zeitnah.

Während die internationalen Aktienmärkte im vergangenen Jahr eine überaus positive Entwicklung verzeichneten und viele Aktienindizes auf neue mehrjährige Höchststände oder Allzeithochs gestiegen sind, haben Rohstoffe bislang kaum von der anziehenden Konjunktur profitiert. Daher könnte man geneigt sein, den Rohstoffmärkten einen gewissen Nachholbedarf zuzubilligen.

Das anziehende Wachstum der Weltwirtschaft ist derzeit der stärkste Faktor, der für steigende Rohstoffpreise spricht. Ein stärkerer Konsum und mehr Investitionen dürften im laufenden Jahr die Nachfrage steigen lassen. Allerdings haben viele Minengesellschaften in den vergangenen Jahren auch ihre Produktions- und Förderkapazitäten kräftig ausgeweitet. Die steigende Nachfrage trifft somit auf ein komfortables Angebot und muss nicht zwangsläufig zu kräftigen Preissteigerungen führen.

Ein gutes Beispiel hierfür bietet der Rohölmarkt. Durch eine Ausweitung der Öl- und Gasförderung ist das Angebot insbesondere in den USA kräftig gewachsen. Das Fracking, die nicht unumstrittene Gewinnung aus Schiefergestein, wurde in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet. Gleichzeitig hat die Gefahr einer Ausweitung der militärischen Eskalation im Nahen Osten (Syrien, Atomprogramm Iran) nachgelassen und Verhandlungsfortschritte scheinen möglich. Diese geopolitische Entspannung dämpft auch die Kurschancen des Krisenmetalls Gold.

Ein weiterer Preisfaktor ist die absehbare Reduzierung der Anleihekäufe seitens der US-Notenbank. Dadurch wächst die international verfügbare Liquidität nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Inflationserwartungen und -risiken werden geringer.

Dollar und Zinsniveau sind weitere Einflussfaktoren. Die Zinsen sind im historischen Vergleich zwar immer noch extrem niedrig, haben sich aber von den infolge der Schuldenkrise erreichten Tiefständen entfernt. Damit werden Rohstoffe, die keine laufenden Erträge erbringen, relativ gesehen weniger attraktiv. Mit den anziehenden Zinsen und der Beschleunigung des Wirtschaftswachstums vor allem in den USA dürfte der Dollar seine Schwächephase überwinden und wieder aufwerten. Ein stärkerer Dollar spricht aber erfahrungsgemäß für schwächere Rohstoffnotierungen. Das sich aus der anziehenden globalen Konjunktur ergebende Preispotenzial für Rohstoffe könnte also auf absehbare Zeit begrenzt bleiben.

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An Anke Sahlen

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