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ANLEGER Frage: an Björn Jesch Chefinvestmentstratege für Privatkunden der Deutschen Bank

Umsatz, Gewinn und Kassenlage Firmen- oder Staatsanleihen? 

Unternehmensanleihen erscheinen angesichts der guten Geschäftsaussichten – auch vieler Mittelständler – als attraktiv. Welche Vorteile haben Sie gegenüber Staatsanleihen? Und welche Risiken ergeben sich bei steigenden Marktzinsen?

Die Einschätzung, ob Unternehmens- oder Staatsanleihen attraktiver sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Staatsanleihen werden häufig als sicher bezeichnet, Unternehmensanleihen gelten hingegen als risikobehaftet. Die aktuelle Entwicklung der europäischen Schuldenkrise zeigt jedoch, wie vereinfachend und gefährlich diese Aussage sein kann.

Grundsätzlich ist – bei beiden Anleiheformen – neben der Qualität des Emittenten seine Gesamtsituation zu überprüfen. Das gilt insbesondere für die Fähigkeit, den aus der Anleihe resultierenden Verpflichtungen bezüglich Zins- und Rückzahlung jederzeit nachkommen zu können.

Führt diese Prüfung – unabhängig davon, ob es sich um eine Staats- oder eine Unternehmensanleihe handelt – zu einem positiven Ergebnis, ist in einem nächsten Schritt die aktuelle Wirtschaftslage von Bedeutung. In Zeiten schwacher Konjunktur leiden Unternehmensanleihen unter der wirtschaftlichen Verschlechterung und werden weniger nachgefragt, was zu einem Kursrückgang führt. Die im Vergleich dazu von der Wirtschaftsentwicklung grundsätzlich kaum abhängigen Staatsanleihen werden gemeinhin als weniger ausfallgefährdet angesehen und daher stärker nachgefragt. Dadurch ergeben sich zum Teil erhebliche Renditedifferenzen zwischen beiden Anleiheformen.

In einem dritten Schritt spielt die erwartete Zinsentwicklung am Kapitalmarkt eine wichtige Rolle. Fallende Marktzinsen eröffnen Chancen auf temporäre Kursgewinne. Sind hingegen steigende Zinsen zu erwarten, ist das Risiko von Kursverlusten während der Laufzeit bei allen Anleihen gegeben. Kursveränderungen fallen in der Regel umso größer aus, je länger die Restlaufzeit des Papieres ist.

Fazit: Im aktuellen positiven konjunkturellen Umfeld, mit zunehmenden Inflationsängsten und steigenden Leit- und Marktzinsen erscheinen Unternehmensanleihen attraktiver als Staatsanleihen. Staats- und Unternehmensanleihen leiden zwar gleichermaßen unter steigenden Zinsen, Unternehmensanleihen weisen jedoch höhere Chancen auf, denn sie können von der Verbesserung der Unternehmen bei Umsatz, Gewinn und Kassenlage profitieren. Dies wirkt positiv auf die Bilanz und Bonität des Emittenten, was den negativen Effekten wachsender Inflationsängste und steigender Marktzinsen auf Anleihen entgegenwirkt.

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an Björn Jesch

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