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ANLEGER Frage: an Björn Jesch Chefinvestmentstratege für Privatkunden der Deutschen Bank

Lohnen sich jetzt Schwellenländer?

Privatanleger sind nach dem steilen Absturz der Aktienmärkte in Europa und in den USA extrem verunsichert. In welchen Schwellenländern bieten sich noch solide Renditen? Und welche Produkte sollten Anleger wählen, die ein gewisses Risiko bei der Geldanlage in Kauf nehmen können?

Die weltweite Krise hat auch an den Börsen der meisten Schwellenländer ihre Spuren hinterlassen. Für den privaten Anleger ergeben sich jetzt interessante Chancen vor allem in jenen Schwellenländern, deren Märkte das beste Potenzial für eine Erholung aufweisen. Hierbei ist zunächst für eine mittel- bis langfristig attraktive Anlage zu beachten, dass allein die günstige Bewertung eines Aktienmarktes nicht ausreicht. So leidet zum Beispiel die Türkei darunter, dass ihre Wirtschaft von starken Ungleichgewichten und einer nicht adäquaten Wirtschaftspolitik geprägt ist. Vorsicht geboten ist derzeit etwa auch bei Russland, wo der Aktienmarkt in starkem Maße vom Ölpreis abhängt, dessen Entwicklung wiederum sehr konjunkturabhängig ist.

Vielmehr sollten sich Anleger, die Investments in Schwellenländern mit günstigem Rendite-Risiko-Verhältnis suchen, auf Länder konzentrieren, die mit soliden Fundamentaldaten aufwarten können – etwa einer kontrolliert verlaufenden Inflation, einer moderaten Staatsverschuldung oder einem niedrigen externen Finanzierungsbedarf. Auch Volkswirtschaften, deren Wirtschaftswachstum durch eine starke Konsumnachfrage, hohe Investitionen und Exporte gestützt wird, zeigen positive Eigenschaften.

Vor diesem Hintergrund erscheint gerade Asien durch bessere Fundamentaldaten und zunehmende regionale Handelsverflechtungen attraktiv. So wurde zwar Korea – zumindest vorübergehend – von der globalen Nachfrageverlangsamung stark getroffen. Zugleich ist aber die Abhängigkeit des Landes von den USA und Europa in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken. Indien und Indonesien wiederum verfügen über große Inlandsmärkte. Infrastrukturinvestitionen stützen das dortige Wachstum. China, der Gigant unter den Schwellenländern, dürfte die Krise am besten überstehen. Die Inlandsnachfrage ist dort stark. Außerdem ist für Konjunkturprogramme ausreichend finanzieller Spielraum vorhanden.

Auch die lokalen Anleihemärkte der Schwellenländer sind jetzt für Anleger attraktiv. Häufig sind Anleihen dort bei guter Schuldnerqualität mit einem hohen Coupon ausgestattet. Für einige Schwellenländer wird zudem eine Währungsaufwertung zum Euro erwartet. Das Ende der Leitzinsanhebungen und hohe Kapitalzuflüsse von institutionellen Investoren aus dem Ausland geben den dortigen Anleihemärkten zusätzliche Impulse.

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an Björn Jesch

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