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ANLEGER Frage: An Malte Diesselhorst Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Commerzbank unterstützen? 

Die Commerzbank steht vor der größten Kapitalerhöhung aller Zeiten in Deutschland. Aus Sicht der Aktionäre ist die Maßnahme negativ zu beurteilen: Geschätzt wird, dass der Gewinn je Commerzbank- Aktie um bis 75 Prozent sinken könnte. Warum unterstützt die DSW das Vorhaben dennoch?

Die Ankündigung der Commerzbank, die staatlichen Rettungsmittel vorzeitig zurückzuzahlen und dafür eine Kapitalerhöhung in Höhe von insgesamt rund elf Milliarden durchzuführen, ließ die Aktie seit Anfang April deutlich fallen. Die Kapitalerhöhung führt zu einer erheblichen Verwässerung der bisherigen Aktionäre, die ohnehin frühestens für 2012 wieder mit einer Dividende rechnen können. Zuletzt hatten sie für das Jahr 2007 eine Dividende erhalten. Seitdem hat die Aktie massiv an Wert verloren. Die Ursachen für die Verluste der Anleger liegen allerdings in der Vergangenheit, etwa in der Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise. Und ohne die Hilfe des Rettungsfonds wäre der Schaden auch für die Aktionäre der Commerzbank noch höher gewesen.

Jetzt geht es darum, ob die Commerzbank die Chance hat, zukünftig als frei agierende Bank wieder Fahrt aufzunehmen und wettbewerbsfähig zu sein. Das kann sie nur, wenn sie sich von den Beschränkungen befreit, die mit den staatlichen Hilfen verbunden sind. Offensichtlich sehen das auch die größeren Aktionäre der Commerzbank so, von denen einige schon die Unterstützung der Kapitalerhöhung angekündigt haben. Die notwendigen Beschlüsse der Hauptversammlung am morgigen Freitag dürften deshalb nur Formsache sein und werden auch von der DSW unterstützt. Ein notwendiger Befreiungsschlag, der zwar schmerzt, aber zumindest die Chance einer besseren Entwicklung in der Zukunft eröffnet.

Privatanlegern, die mit der Commerzbank-Aktie in der Vergangenheit viel Geld verloren haben, bleibt die Hoffnung, dass mit der Kapitalerhöhung die Ertragskraft der Bank wiederhergestellt und in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld mit erhöhten Eigenkapitalanforderungen ein erfolgreiches Geschäftsmodell umgesetzt werden kann. Ein Lichtblick sind da die vorläufigen Ergebnisse des ersten Quartals, in denen operativ ein Gewinn von über einer Milliarde erzielt wurde. Trotzdem bleiben viele Risiken, denn die Fehler der Vergangenheit sind noch längst nicht vollständig aufgearbeitet und belasten die Commerzbank auch zukünftig.

Für den Vorstand der Commerzbank hat die Rückzahlung der staatlichen Mittel den angenehmen Nebeneffekt, dass die Gehälter danach wieder über die Höchstgrenze von 500 000 Euro steigen dürfen.

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An Malte Diesselhorst

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