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ANLEGER Frage: an Malte Diesselhorst Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz

Sollten Anleger Aktien meiden?

Der Facebook-Börsengang stellte sich im Nachhinein als Flop für die Anleger heraus. Sollten Privatanleger Börsengänge grundsätzlich meiden?

Vor dem Facebook-Börsengang im Mai wurde öffentlich Kritik daran geäußert, dass es für deutsche Privatanleger kaum möglich war, Aktien zu zeichnen, weil amerikanische Investoren bevorzugt berücksichtigt wurden. Der katastrophale Verlauf des Börsengangs und die Kursentwicklung der Facebook-Aktie danach führten dann aber dazu, dass die Anleger, denen keine Aktien zugeteilt wurden, darüber heilfroh waren.

Allerdings machten einige Banken auch in Deutschland ein gutes Geschäft mit Zertifikaten auf die neue Facebook-Aktie. Und diese Produkte wurden von Privatanlegern gekauft, die sich keine Chance auf den direkten Bezug der Aktie ausrechneten. Wer solche Zertifikate gekauft hat, sollte prüfen, ob er über die Risiken dieses Börsengangs ausreichend aufgeklärt wurde. Denn dass ein erhebliches Risiko bestand, war für Experten schon vorher erkennbar.

Die Bewertung von Facebook vor dem Börsengang gründete auf einer Vervielfachung von Umsatz und Ertrag des Unternehmens in den kommenden Jahren. Und das in einem sich sehr schnell wandelnden Umfeld, in dem Wettbewerber mit neuen Geschäftsmodellen in kurzer Zeit zu einer Bedrohung für Facebook werden könnten. Die Informationen, auf die Privatanleger ihre Einschätzung stützen konnten, waren vor allem Prognosen und Erwartungen – und diese Informationen wurden von Beteiligten verbreitet, denen klar war, dass sie mit dem Börsengang viel Geld verdienen würden, nämlich Facebook selbst und den beteiligten Banken und Beratern.

Auch Privatanleger konnten die Risiken erkennen. Neben den Risiken des Geschäftsmodells und der überzogenen Bewertung sprach auch die Intransparenz der Vergabe von Aktien in der Emission gegen eine Beteiligung an diesem Börsengang.

Die Folgerung, Privatanleger sollten grundsätzlich an Börsengängen nicht teilnehmen, erscheint dennoch übereilt. Hat ein Unternehmen eine nachhaltige, stetige Entwicklung gezeigt und sucht auf transparente Weise Kapital über die Ausgabe von Aktien, können auch Privatanleger davon auf lange Sicht profitieren. Wer allerdings langfristig denkt, kann den mit der Zeichnung einer Neuemission verbundenen Aufwand und Nervenkitzel auch meiden. Oft ist es gerade für Privatanleger besser, zunächst die Entwicklung der Aktie nach der Emission zu beobachten und sich dann für eine Anlage zu entscheiden. Diese Strategie bietet weniger Spannung, dafür aber mehr Sicherheit.

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an Malte Diesselhorst

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