zum Hauptinhalt

ANLEGER Frage: an Oliver Borgis Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank

Ausschläge von mehreren hundert Dollar sind auf diesem Kursniveau möglich Ist Gold noch sicher?

Der Goldpreis hat seit dem Sommer kräftig verloren. Inzwischen erholen sich die Notierungen wieder leicht. Lohnt sich Gold noch als „sicherer Hafen“ – oder ist die Rallye der „Krisenwährung“ vorbei?

Wenn man alles bisher geförderte Gold auf einem Fußballfeld sammeln würde, ergäbe sich gerade einmal eine eine Meter hohe Schicht. Gold ist knapp, und die Produktion kann kaum gesteigert werden. Obwohl immer tiefer gegraben wird, enthält das Gestein nur noch einen Bruchteil des Goldes früherer Tage. Die Produktionskosten einer Unze überschreiten inzwischen häufig die 1100-Dollar-Marke und werden mit über 1600 Dollar für das Jahr 2015 prognostiziert. Sie bieten einen Boden für den Goldpreis, solange beständig Nachfrage nach neuem Gold entsteht. Und dafür sorgen die wachsende Erdbevölkerung und besonders die aufstrebenden Mittelschichten im traditionell goldverliebten Asien. Denn Gold ist nicht nur Anlagemedium und Spekulationsobjekt. Rund die Hälfte der Produktion wird zu Schmuck verarbeitet, und weitere elf Prozent der Nachfrage stammen von der Industrie.

Gold glänzt nicht nur zu Krisenzeiten mit Gewinnen. Seit 2001 ist trotz des aktuellen Rückschlags ein Preisanstieg von 516 Prozent verblieben. Auf die Phasen fallender Aktienkurse nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2001, der Lehman-Pleite 2008 und aktuell seit Juli 2011 entfallen davon zusammen nur 34 Prozent. Der überwiegende Teil ist eine Wertsteigerung, die sich sogar parallel zur Erholung von Aktienmärkten und Wirtschaft vollzog. Es hatte sich einiges an Unterbewertung aufgestaut, denn zwischen 1980 und 2001 fiel der Goldpreis um 70 Prozent.

Gold erlebt eine Renaissance als Anlageklasse, und vieles spricht dafür, dass die Rallye noch nicht vorbei ist, selbst wenn die aktuelle Schulden- und Finanzkrise überwunden wird.

In Zeiten sehr niedriger Zinsen für sichere Anlagen fällt der fehlende Zins des Goldes kaum ins Gewicht – negative Realzinsen wie derzeit sind stets bester Nährboden für den Goldpreis. Von Januar bis September ist Gold um 33 Prozent gestiegen und hat davon nun rund die Hälfte wieder abgegeben. Auch inmitten der Finanzkrise 2008 hatte es zwischenzeitlich einen 20-prozentigen Einbruch gegeben. Das zeigt, dass Gold kein schwankungsarmes Sicherheitsinvestment ist.

Bei aller begründeten Hoffnung auf nun wieder steigende Notierungen sollte der Anteil von Gold am Gesamtvermögen nicht zu hoch angesetzt werden. Auf dem jetzt erreichten Kursniveau sind Ausschläge von mehreren hundert Dollar stets möglich.

– Haben Sie auch eine Frage?

 Dann schreiben Sie uns:

E-Mail:

Redaktion.Geld@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

an Oliver Borgis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false