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ANLEGER Frage: an Oliver Borgis Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank

Peripherieanleihen bleiben spekulativ.

wDie Umschuldung Griechenlands ist gelungen, die Lage an den europäischen Kapitalmärkten scheint sich zu beruhigen. Lohnt es sich schon wieder, die – meist sehr günstig bewerteten – Staatsanleihen südeuropäischer Schuldenländer zu kaufen?

Die Marktlage ändert sich schnell, sie reagiert auf mögliche oder tatsächlich umgesetzte Eingriffe der Notenbank oder der Politik. Was sich leider nicht ändert – nicht einmal langsam – ist die Verschuldung der betroffenen Staaten. Für das Jahr 2011 wurden enttäuschende Haushaltsdaten veröffentlicht, und auch im ersten Quartal 2012 wurden die Sparziele überall verfehlt. Mehr noch, insbesondere Spanien und Portugal treten nicht nur auf der Stelle, sie verschulden sich weiter. Alle Anstrengungen haben bislang die Finanzlage der genannten Staaten nicht verbessern können. Auch die italienischen Reformbemühungen sind zwar anzuerkennen, aber zuletzt wegen Protesten gegen umfangreiche Änderungen in der Arbeitsmarktpolitik ins Stocken geraten.

Die Hilfszusagen und Rettungsschirme der Euro- Partnerländer hatten keinen dauerhaften Effekt auf die Refinanzierungskosten der Schuldenstaaten, und auch die Maßnahmen der Notenbank haben nur für wenige Monate Erleichterung verschaffen können. Seit Dezember hat sich die Zentralbank von direkten Anleihekäufen auf eine indirekte Finanzierung der Problemstaaten verlegt, indem sie den Banken massiv billige Refinanzierungsgelder zur Verfügung stellt, damit diese Staatsanleihen kaufen mögen. Der Effekt der letzten Verzweiflungstat ist seit Mitte März nun ebenfalls verpufft, und insbesondere spanische Banken haben erneut Abschreibungsrisiken auf die erworbenen gut 100 Milliarden Euro Nominalwerte an spanischen Staatsanleihen.

Nun stellt sich die Frage, wer als Geldgeber für den weiteren Finanzbedarf in- frage kommt. Private Investoren mussten am Beispiel Griechenlands schließlich gerade erfahren, dass sie trotz bestehender Rettungsschirme auch bei Staatsanleihen aus der Eurozone nicht vor einem Schuldenschnitt gefeit sind.

Politik und Europäische Zentralbank werden auch künftig nur Symptome dämpfen können, solange das Schuldenübel nicht an der Wurzel gepackt wird. Die nächste Unruhe am Markt ist programmiert, da die Umsetzung der Sparmaßnahmen viele Jahre in Anspruch nehmen wird und derweil weiterhin mit einer hohen Volatilität in den Peripheriestaatsanleihen zu rechnen ist. Wer nach höher verzinsten Anleihen sucht, der findet in Unternehmensanleihen und Schwellenländeranleihen solidere Emittenten zur Beimischung ins Portfolio.

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an Oliver Borgis

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