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ANLEGER Frage: An Oliver Borgis Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank

Was tun, wenn der Euro zerfällt?

Wenn ich davon ausgehe, dass der Euro nicht mehr lange Bestand hat, wie baue ich als Anleger am besten vor, um mein Vermögen zu schützen?

Die Bekenntnisse der Politik pro Euro sind eindeutig. Anschließen kann ich mich Ihrer Meinung daher nicht. So ist es für mich auch nur eine rein theoretische Betrachtung, was zu tun wäre, um sich für einen Euro-Zerfall zu wappnen. Denn egal, auf welche Art sich die Währungsunion zerlegen würde, die stärkste Nachfolgewährung dürfte die dann in Deutschland gültige sein – nennen wir sie D-Mark. Sie würde so unmittelbar aufwerten, dass keine Zeit wäre, eine Fremdwährung rechtzeitig wieder in D-Mark zu tauschen.

Der sicherste Weg, sich diese D-Mark schon vorab zu sichern, sind neben Euro-Bankguthaben bei deutschen Kreditinstituten in Deutschland solche Wertpapiere, die von Rechts wegen mitwechseln würden. Bei deutschen Aktien ist das sehr wahrscheinlich, bei deutschen Anleihen sind die Chancen gut, aber von den Emissionsbedingungen abhängig. Diese wären ebenso im Einzelfall zu bewerten wie das Risiko, dass der Emittent an der Euro-Krise zerbricht – im Zweifel wären Pfandbriefe die erste Wahl. Als einziges Tor zur D-Mark für internationale Investoren würden die Kurse deutscher Aktien und Anleihen bereits im Vorfeld enorm nach oben getrieben werden. Letztere so weit, dass deutlich negative Kaufrenditen gehandelt würden.

Wenn die D-Mark die stärkste Währung würde, dann wären Fremdwährungen ebenso wie Auslandsimmobilien als Ausweichlösung eher unattraktiv, inländische Immobilien kämen natürlich in Betracht. Zur Risikostreuung gehörten Währungen dennoch zu einer Euro-Zerfall-Strategie, verzichten würde ich aber auf eher kleinere. Wenn nach dem hypothetischen Knall alle wieder heraus wollen, wird es eng am Ausgang, und ein Absturz droht.

Als sicherer Hort wenig geeignet wären zudem solche Währungen, die rohstofforientiert sind. Wenn der Euro auseinanderfällt, dann würde das wahrscheinlich eine weltweite Rezession und einen Einbruch vieler Rohstoffmärkte auslösen, der diese Währungen nach unten reißen dürfte. Australischer, Kanadischer und Neuseeländischer Dollar scheiden daher ebenso aus wie die Norwegische, die Dänische und die Schwedische Krone. In der auf die Lehman-Pleite folgende Rezession hat sich das in Abwertungen von 20 bis 35 Prozent gegenüber dem US-Dollar gezeigt. Der Schweizer Franken dagegen ist ein sehr verlockender Grenzfall, ansonsten würde ich bei US-Dollar, Britischem Pfund und Yen bleiben. Dieses fiktive Portfolio wäre nun nur noch um eine Portion Gold zu ergänzen.

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An Oliver Borgis

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