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ANLEGER Frage: Der Euro bleibt stark

Der Euro hat seit Dezember fast zehn Prozent im Vergleich zum Dollar verloren. Hintergrund sind die Verschuldungsprobleme in Griechenland und anderen Euroländern. Wohin treibt die Gemeinschaftswährung und welche Konsequenzen sollten Anleger ziehen? Eine Anlegerfrage an Oliver Borgis, Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank

In den Jahren 2002 bis 2008 hat der Euro rund 80 Cent an Wert gegenüber dem US-Dollar gewonnen und davon seit dem Höchstkurs von 1,60 im Jahr 2008 rund 25 Cent wieder eingebüßt. Die jüngsten 15 Cent gingen dabei überwiegend auf das Konto der Verschuldungsthematik. Es ist aber nicht so, dass der Untergang des Abendlandes eingeleitet wurde. Keine Frage: Griechenland, Irland, Italien, Spanien, Portugal und eigentlich alle EU-Länder müssen ihre Staatsfinanzen ordnen und es wichtig, dass die Währungsunion dabei nicht zur Transferunion wird. Aber es wäre falsch, von einem Problem allein des Euro zu sprechen.

Auch in den USA machen Neuverschuldung und Schuldenlast einen mit Griechenland vergleichbaren Anteil der dortigen Wirtschaftsleistung aus. Langfristig bedeutsamer für die Stabilität der Währung ist eine unabhängige Notenbank, die es den Staaten nicht gestattet, sich der Schulden zu entledigen, indem sie Inflation zulassen. Die Europäische Zentralbank hat in dieser Hinsicht ein wasserdichtes Mandat und einen unbescholtenen Ruf. Deutlich strikter noch als die amerikanische Notenbank ist sie der Preisstabilität verpflichtet. Solange daran kein Zweifel besteht und Staatsanleihen auch im Ausland platziert werden können, kann die damit verbundene Nachfrage nach der Verschuldungswährung deren Kurs sogar stützen. So geschehen in den 80er Jahren in den USA, als der Dollar trotz Rekordverschuldung seine höchsten Notierungen erreichte.

Noch mehr als Aktien- und Rohstoffmärkte sind Währungen von spekulativen Käufen und Verkäufen bestimmt. Griechenland hat sich zum Beispiel Hedgefonds und ihren Wetten gegen den Euro geradezu angeboten. Über die mittelfristige Richtung der Währungsbewegungen wird aber eher die Zinspolitik der Notenbanken entscheiden, denn Zinsdifferenzen stellen den nachhaltigsten der wechselnden Faktoren für die Devisenmärkte dar. Bis deren Kurswechsel nicht greifbar ist, sollte man von einer nur vorübergehenden Euroschwäche ausgehen. Griechenland wird zwar noch eine Weile die Schlagzeilen beherrschen und solange könnte eine Spekulation gegen den Euro erfolgreich sein. Dazu raten möchte ich aber nicht. Für die langfristige Vermögensaufteilung sollten derartige Überlegungen keine Rolle spielen, der Dollar gehört ohnehin in jedes diversifizierte Portfolio.

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an Oliver Borgis

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