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ANLEGER Frage: an Claus-Günther Richardt Leiter des Bereichs Vermögensanlagen der Berliner Sparkasse

Wichtige Exportmärkte etwa in den USA und Asien wachsen wieder. Was bedeutet das für den deutschen Aktienmarkt?

Wichtige Exportmärkte etwa in den USA und Asien wachsen wieder. Was bedeutet das für den deutschen Aktienmarkt? Welche Branchen sollten sich Anleger genauer anschauen?

Die Erholung der Weltkonjunktur und der wichtigen Exportmärkte für deutsche Unternehmen ist positiv für die Aktienbörsen. Das brüchige Fundament wurde durch die Rettungsmaßnahmen der Regierungen und Notenbanken gekittet. Insbesondere in den asiatischen Schwellenländern entwickelt sich die Wirtschaft wieder dynamisch. Aber auch rund um den Globus sind die Wachstumsraten meist wieder positiv. Da die deutschen Unternehmen global und stark exportorientiert aufgestellt sind, haben sie in den letzten Monaten von diesem Trend profitiert.

Allerdings warne ich vor verfrühtem Optimismus. Der Schwerpunkt des deutschen Auslandsengagements liegt innerhalb Europas, und hier verläuft die Erholung eher schleppend. Zudem dürften die hohen Staatsschulden insbesondere der Peripheriestaaten des Euroraumes zu einer Ausgabenzurückhaltung führen. Auch in den USA ist die aktuelle wirtschaftliche Lage keineswegs gefestigt. Mit dem schwachen Konsum – der ehemaligen Triebfeder der Weltkonjunktur – und der hohen Arbeitslosigkeit dürfte die größte Volkswirtschaft noch mehrere Quartale zu kämpfen haben. Zudem haben sich die deutschen Exporte in die USA seit Jahren eher träge entwickelt.

Positive Effekte für den Welthandel gehen hingegen von den asiatischen Schwellenländern aus. Hiervon profitieren zwar die heimischen Konzerne, der Umsatzanteil ist aber vergleichsweise gering. Während der Außenhandel in einigen Emerging Markets zuletzt bereits neue Rekordvolumina erreicht hat, dürften die Industriestaaten ihre Vorkrisenniveaus erst in einigen Jahren wieder erreichen.

Aufgrund der hohen Unsicherheit hinsichtlich der weiteren konjunkturellen Erholung bin ich bei der Branchenstrategie vorsichtig. Anleger sollten sich nicht ausschließlich dem Thema Export widmen, da gerade die zyklischen Werte in den letzten Quartalen gut gelaufen sind und damit eine positive Entwicklung vorweggenommen haben. Wer bereit ist, durch ein Investment in Einzeltitel ein höheres Risiko einzugehen, dem empfehle ich ein Engagement in defensive und damit nicht die klassischen Exportbranchen, wie etwa Nahrungsmittel, Versorger oder Telekommunikation. Positiv schätze ich auch den exportlastigen Bausektor ein, der zusätzlich von den Konjunkturpaketen profitiert. Als Beimischung sind Unternehmen interessant, die sich auf die asiatischen und lateinamerikanischen Schwellenländer fokussieren.

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an Claus-Günther Richardt

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