zum Hauptinhalt

ANLEGER Frage: Kein Spielraum für Zinssenkungen

Oliver Borgis, Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank, erläutert, auf welches Zinsumfeld sich Anleger einstellen müssen.

Die US-Notenbank hat erneut die Leitzinsen gesenkt. Damit ist auch die Europäische Zentralbank unter Druck geraten, die an diesem Donnerstag über die Zinspolitik entscheidet. Auf welches Zinsumfeld müssen sich Anleger einstellen?

Mit ihrer zweiten Zinssenkung seit Mitte September auf 4,5 Prozent will die amerikanische Zentralbank Fed der von der Hypothekenkrise gebeutelten US-Wirtschaft den Rücken stärken und Kredite verbilligen. Spürbar sind die Auswirkungen der Kreditkrise bis Europa, aber doch geringer als in den Vereinigten Staaten. Notenbanker agieren unabhängig, und das nicht ohne Stolz – unter Zugzwang sehen sie sich nicht. Und das zu Recht, da die von 2,0 auf 2,6 Prozent gestiegene Inflationsrate eher für eine Verschärfung der Zinskonditionen spricht. Ergo zollt die Europäische Zentralbank (EZB) den Sorgen der Fed Tribut, indem sie nichts tut und auf eine Zinserhöhung verzichtet.

Sobald die US-Hypothekenkrise ein Thema für den Jahresrückblick 2007 geworden ist, stehen die Zeichen aber eher auf noch einmal höhere Leitzinsen. Das muss nicht bedeuten, dass heimische Kredit- und Anlagezinsen für mittlere und längere Fristen anziehen. Denn selbst wenn die Europäischen Notenbanker 2008 noch ein- oder zweimal die Zinsen anheben, dann dürfte dies das Ende des Erhöhungszyklus markieren. Meist wird dies am Anleihenmarkt mehr als ein Jahr vorher vorweggenommen. Festverzinsliche Anlagen sollten also trotz verlockend hoher Festgeldsätze mittel- bis langfristig ausgerichtet werden.

Ein Widerspruch zwischen Inflationsanstieg und langfristiger Geldanlagen besteht nicht, da die Notenbank glaubwürdig die Preisrisiken bekämpft. Gemessen an der Preisentwicklung seit 1999 ist die EZB so erfolgreich wie die frühere Bundesbank. Anders als der Rentenmarkt, der den Kampf gegen Preisgefahren zu schätzen weiß, ist der Aktienmarkt wählerischer. Wenn sich ausbleibende Zinssenkungen durch steigendes Wirtschaftswachstum rechtfertigen ließen, so wäre das für Aktien förderlicher, als wenn sie sich durch Inflationsrisiken begründen. Da das Zinsniveau aber nicht so hoch ist, dass es die Unternehmen ausbremsen würde, fällt nur die Unterstützung für die Börse geringer aus als bislang.

– Haben Sie auch eine Frage?

Dann schreiben Sie uns:

E-Mail:

Redaktion.Geld@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

an Oliver Borgis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false