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Wirtschaft: Anleger gehen auf Nummer sicher

Gold und deutsche Staatsanleihen sind gefragt. Verbraucherschützer sehen das skeptisch

Berlin - Der Krisengewinner heißt Gold. Wie schon 2008, als die Finanzkrise die Weltbörsen erfasste, ist das Edelmetall auch jetzt wieder gefragt. Knapp 1700 Dollar kostete die Feinunze in dieser Woche, vor einem halben Jahr waren es noch 650 Dollar weniger gewesen. Der hohe Preis bremst die Kauflust nicht. Seit Anfang April ist der Umsatz mit dem wertvollen Metall um sechs Prozent auf 884 Milliarden Euro gestiegen. Sowohl institutionelle Investoren als auch Kleinsparer versuchen so, ihr Vermögen vor den Währungsturbulenzen im Euro-Raum zu schützen.

Der zweite sichere Hafen, den die Anleger ansteuern, heißt Deutschland. „Der Staat ist noch immer einer der besten Gläubiger der Welt“, sagt Holger Handstein, Anlageexperte der Verbraucherzentrale (VZ) Nordrhein-Westfalen – trotz der Milliardenhilfe für Griechenland. Seit Jahresanfang hat der Bund Anleihen im Volumen von 116 Milliarden Euro begeben, berichtet Jörg Müller von der Finanzagentur. Nach dem Interesse der institutionellen Käufer – darunter Versicherungen, Pensionsfonds und Banken – zu schließen, hätte der Staat auch locker die doppelte Menge platzieren können, obwohl die Zinsen niedrig sind. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe liegt unter drei Prozent. Zehnjährige griechische Anleihen werfen währenddessen acht Prozent ab, spanische 4,3 Prozent.

Die hohen Zinsen in Südeuropa haben auch deutsche Versicherer gereizt. 2,2 Milliarden Euro hatte die Munich Re Ende 2009 in griechischen Staatsanleihen angelegt, 0,9 Milliarden die Allianz. Dennoch sieht Analyst Manfred Poweleit keine Gefahr für deutsche Kunden. Insgesamt sei das Engagement der Versicherer „sehr übersichtlich“. Zum Vergleich: Allein die Munich Re hat Kapitalanlagen von insgesamt 185 Milliarden Euro. Handlungsbedarf könnte es dagegen bei Renten-Indexfonds geben, die von vielen Anlegern extra als sichere Anlage gewählt wurden. Während aktiv gemanagte Fonds schnell umgeschichtet werden können, bilden Renten-Indexfonds einen Index ab und sind daher weniger variabel. Das Problem: Euro-Wackelkandidaten haben in den Indizes einen beträchtlichen Anteil. Italien steht für mehr als 20 Prozent aller Euro-Staatsanleihen, Spanien hat einen Anteil von fast zehn Prozent. Karin Bauer von der Stiftung Warentest empfiehlt Anlegern, im Internet nachzuforschen, wie ihr Indexfonds zusammengesetzt ist und notfalls auszusteigen. Generell gilt: „Setzen Sie niemals alles auf eine Karte“, sagt Bauer. Ins Portfolio gehören Anleihen, Aktien und liquide Anlagen wie Tagesgeld. Auch Immobilienfonds – in Maßen. Gold erfreut sich bei Verbraucherschützern dagegen keiner großen Beliebtheit. „Gold wirft keine Zinsen ab“, warnt VZ-Experte Handstein. Wer Barren oder Münzen kauft, hat zudem hohe Anschaffungs- und Lagerkosten. Zudem drohen Kursverluste. 2008 sank der Goldpreis von mehr als 1000 Dollar auf weniger als 750 Dollar. Heike Jahberg

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