zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Anleger werden mutiger

Nach dem US-Kompromiss: Aktien, Rohstoffe und Anleihen gewinnen weltweit.

Berlin - Die Aktienmärkte sind mit kräftigen Kursgewinnen ins neue Jahr gestartet. Erleichtert nach dem in den USA erzielten Kompromiss im Haushaltsstreit griffen Anleger am Mittwoch rund um den Globus zu Aktien. Auch auf den Anleihemärkten entspannte sich die Lage: Die Risikoaufschläge italienischer, spanischer und portugiesischer Anleihen gingen deutlich zurück.

Mit der Einigung im US-Haushaltsstreit werden massive Steuererhöhungen für Millionen Amerikaner zum Jahresanfang abgewendet. Experten hatten einen Rückfall der Vereinigten Staaten in eine Rezession befürchtet. Diese hätte nach Ansicht von Ökonomen auch die Konjunkturerholung und die Konsolidierung in den Euro-Krisenländern gefährdet.

Der Dax schloss am Mittwoch 2,2 Prozent höher bei 7778 Punkten – dem höchsten Stand seit Januar 2008. Bis zum Allzeithoch von 8152 Zählern fehlen dem deutschen Leitindex nun noch knapp 400 Punkte. Nach einem freundlichen Handelsstart in Asien stiegen auch an den US-Börsen die Kurse. Der Dow-Jones-Index schloss bei 13 412 Punkten (plus 2,3 Prozent). Der Leitindex der Hongkonger Börse hatte mehr als zwei Prozent, der südkoreanische Kospi-Index 1,7 Prozent zugelegt. In Australien stiegen die Aktien auf den höchsten Wert seit 19 Monaten.

„Die Vereinbarung hellt die Aussichten für das Wirtschaftswachstum auf“, sagte Marktanalyst Peter Cardillo von Rockwell Global Capital mit Blick auf den Haushaltskompromiss. „Traditionell heißt es, die erste Woche des Jahres schafft bei Aktien generell die Voraussetzungen für den Rest des Jahres. Es sieht also positiv aus.“ Viele Anleger dürften ihr Geld an den Markt zurückbringen, sagte Cardillo voraus. „Es gibt eine Menge Euphorie hier, und ich gehe davon aus, dass der Markt auch die nächsten ein, zwei Tage nach oben geht.“

US-Investmentfonds haben sich zuletzt aber auch wieder auf den europäischen Märkten engagiert. Nach einer Umfrage des zu Thomson Reuters gehörenden Analysehauses Lipper unter 121 US-Fonds flossen 2012 unter dem Strich fünf Milliarden Dollar in europäische Aktien. 2011 hatte es keine Nettozuflüsse gegeben. Vor allem die Beteuerung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Euro zu schützen und Krisenländern in der Euro-Zone unter die Arme zu greifen, stärkte das Vertrauen der Anleger aus den USA. Bevorzugtes Anlagevehikel waren börsennotierte Indexfonds (ETFs), auf die 60 Prozent des von den 121 Fonds verwalteten Vermögens entfielen.

Händlern zufolge sind die Anleger wieder mutiger geworden, weil das Risiko eines Absturzes der US-Konjunktur gesunken ist. Daher verkauften sie zum Beispiel die als sicher geltende Weltleitwährung – den Dollar. Der Euro konnte davon aber nur zeitweise profitieren. Nach einem kräftigen Anstieg fiel die Gemeinschaftswährung am Abend wieder auf einen Preis von knapp 1,32 Dollar.

Ähnlich erging es deutschen Bundesanleihen und US-Staatsanleihen, die Kursverluste verzeichneten. „Der Risikoappetit ist zurück“, kommentierte ein Händler das Marktgeschehen. Dies zeigte auch der Anstieg der Rohstoffpreise. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Ölsorte Brent stieg um bis zu 0,9 Prozent auf ein Vier-Wochen-Hoch von 112,11 Dollar. Kupfer kostete mit 8130 Dollar je Tonne zeitweise so viel wie Mitte Dezember. Der Goldpreis, der Ende 2012 unter Druck geraten war, näherte sich wieder der Marke von 1700 Dollar – eine Feinunze kostete rund 1690 Dollar.

Seite 17: Was sich im Jahr 2013 für Anleger und Sparer ändert

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false