zum Hauptinhalt

Anlegerfrage: Sind Aktien günstig?

Es heißt, dass Aktien derzeit günstig bewertet seien. Als Begründung wird als Bewertungskennzahl oft das Kurs-Gewinn-Verhältnis herangezogen. Ist diese Zahl geeignet und auf Basis welcher weiteren Kennzahl kann ich die „richtige“ Aktie finden?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) setzt den aktuellen Börsenkurs einer Aktie in Relation zum Gewinn je Aktie. Ein niedriges KGV gilt als günstig, ein hohes als teuer. Und in manchen Branchen sind höhere KGVs als in anderen gerechtfertigt. Zum Beispiel haben Technologietitel, von denen ein hohes Gewinnwachstum erwartet wird, meist größere KGVs als Energieversorger. Die reine Zahl hat freilich noch keine große Aussagekraft.

Daher sollte der Anleger das KGV im Zeitverlauf beobachten und somit beurteilen, ob eine Aktie aktuell billig oder teuer ist. Auch ein Vergleich mit anderen Unternehmen derselben Branche gibt weiteren Aufschluss über die Bewertung.

Um zu beurteilen, ob Aktien generell günstig sind, betrachten wir exemplarisch die deutschen Standardwerte: Der Deutsche Aktienindex (Dax) wird zurzeit mit einem KGV von knapp 14 bewertet. Der langfristige Durchschnitt liegt – je nach Berechnungsmethode – bei ungefähr 15. Da an der Börse meistens Erwartungen eine Rolle spielen, wird das KGV auch anhand der von Analysten erwarteten Unternehmensgewinne der nächsten zwölf Monate berechnet. Dieses „erwartete“ KGV liegt derzeit – je nach Analystenschätzung – bei ungefähr 11. Gemessen am KGV sind die Aktien großer deutscher Unternehmen im Vergleich zu früheren Jahren also in der Tat günstig.

Die Aussagekraft des KGV wird aber oft infrage gestellt. Die wichtigste Kritik ist, dass Unternehmen den Gewinn letztlich durch Wahlfreiheiten bei der Bilanzierung schönrechnen können. Hier kommen Analysten ins Spiel, die diese Effekte herauszurechnen versuchen. Aber auch deren Schätzungen können sich als zu optimistisch erweisen. Weiterhin kann ein niedriges KGV sogar gerechtfertig sein, wenn Unternehmen unrentabel arbeiten. Daher müssen auch Rentabilitätskennzahlen wie zum Beispiel die Umsatzrentabilität sowie die Bilanzqualität betrachtet werden. Auch die Dividendenrendite und sogar „weiche“ Faktoren wie die Qualität des Managements sollten Basis jeder Analyse sein.

Wie auch bei der Vermögensanlage, die immer breit gestreut sein muss, darf sich der Anleger bei der Aktienauswahl keinesfalls nur auf eine einzige Kennzahl stützen. Ich empfehle, das KGV als guten Ausgangspunkt für eine detaillierte Analyse weiterer Kennzahlen zu betrachten, um letztlich die „richtige“ Aktie zu finden.

– Haben Sie auch eine Frage?

Dann schreiben Sie uns:

E-Mail: Redaktion.Geld@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

Oliver Borgis

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false