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Wirtschaft: Anlegerlobby warnt vor Leichtsinn bei Hedge-Fonds Eichel will Risiko-Produkte zulassen

„Nichts für die breite Masse“

Berlin (mot). Die von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) geplante Zulassung riskanter HedgeFonds ruft Anlegerschützer auf den Plan. „Man sollte Hedge-Fonds nicht verbieten, aber sie müssen sehr transparent sein“, sagte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Montag dem Tagesspiegel. „Hedge-Fonds sind nichts für die breite Masse“, warnte auch Klaus Nieding, Präsident des Anleger-Schutzbundes. „Die Finanzaufsicht sollte streng darüber wachen, dass die Anleger über die Risiken aufgeklärt werden“, sagte Nieding dieser Zeitung.

Finanzminister Eichel will an diesem Dienstag einen Gesetzentwurf vorlegen, der die Einführung von Hedge-Fonds in Deutschland unter Auflagen regelt. Der Finanzminister hatte entsprechende Pläne bereits im März bekannt gegeben. Das Vorhaben ist Teil eines umfassenden Investment-Gesetzes, das 2004 in Kraft treten soll.

„Hedge-Fonds sind nur etwas für sachkundige und risikobewusste Anleger“, warnte DSW-Geschäftsführer Hocker. Sie seien international zwar längst üblich und auch am deutschen Kapitalmarkt eine Selbstverständlichkeit. „Deutsche Anleger, die ihr Geld in einen solchen Fonds investieren, sollten das Produkt aber sehr sorgfältig prüfen.“ Hedge-Fonds können ihre Anlageentscheidungen flexibel gestalten und sind in der Lage, sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen Gewinne zu erzielen. Das Fondsmanagement wettet dabei mit hohen Einsätzen auf minimale Veränderungen der Finanzmärkte. Zum schlechten Ruf der weltweit über 6000 Hedge-Fonds, die ihren Sitz meist in karibischen Steueroasen haben, tragen vor allem so genannte Leerverkäufe bei. Dabei leiht sich der Hedge-Fonds Aktien von Banken oder Versicherungen und verkauft sie weiter. Fallen die Kurse, sammelt er die Papiere billiger wieder ein und gibt sie zurück. Die Differenz zwischen höherem und niedrigerem Aktienkurs ist der Gewinn. Der Leerverkäufer zahlt lediglich eine Leihgebühr.

„Für den deutschen Anleger muss klar ersichtlich sein, wann ein Hedge-Fonds Aktien leer verkauft und wann er Aktien tatsächlich abstößt“, forderte Ulrich Hocker. Nur dann könne eine Kursbewegung korrekt interpretiert und eine entsprechende Anlageentscheidung getroffen werden. „Das Problem ist, dass sich die Fondsmanager nicht in die Karten schauen lassen“, so Hocker. „Aber was für andere Investmentfonds gilt, muss auch für Hedge-Fonds gelten.“ Ähnlich wie die New Yorker Börse sollte auch die Frankfurter Börse deshalb Zeitpunkt und Umfang von Leerverkäufen bekannt geben. Die Fonds müssten zudem verpflichtet werden, ihre Vermögensbestände und ihre Zusammenarbeit mit Analysten aufzudecken.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) soll nach Eichels Plänen über die Hedge-Fonds wachen. Anleger sollen laut „Süddeutsche Zeitung“ nur über so genannte Dachfonds, die das Risiko auf mehrere Hedge-Fonds streuen, in die riskanten Produkte investieren dürfen.

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