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Wirtschaft: Anruf beim Amt kostet jetzt mehr Telekom stellt Kunden Zuschlag in Rechnung

Berlin – Anrufe bei der Berliner Verwaltung sind seit kurzem teurer geworden. Denn ein großer Teil der Ämter – Senatsverwaltungen, Finanzbehörden und Bürgerämter – sind Kunden bei der Telefongesellschaft Versatel.

Berlin – Anrufe bei der Berliner Verwaltung sind seit kurzem teurer geworden. Denn ein großer Teil der Ämter – Senatsverwaltungen, Finanzbehörden und Bürgerämter – sind Kunden bei der Telefongesellschaft Versatel. Dadurch spart das Land Berlin viel Geld. Versatel verlangt jedoch jetzt einen Zuschlag, wenn Kunden der Telekom einen VersatelAnschluss anrufen. Diesen Zuschlag – 0,2 Cent pro Minute – gibt die Telekom wiederum an ihre Kunden weiter. Nicht nur viele Berliner sind empört, dass Telefonate mit Behörden jetzt teurer sind, auch der Chef des IT- Dienstleistungszentrum (ITDZ) Berlin, Konrad Kandziora, ist sauer. Das ITDZ managt die Telekommunikation für das Land. Mit dem Zuschlag wird auch für Teile der Berliner Verwaltung telefonieren teurer.

Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, die für mehr Wettbewerb auf dem deutschen Markt sorgen soll, hat im Vorjahr beschlossen, dass alternative Netzbetreiber für eine bestimmte Leistung mehr verlangen dürfen als die Telekom. Dabei geht es um den Preis, den ein Netzbetreiber verlangen darf, wenn der Kunde eines Konkurrenten einen Kunden im eigenen Netz anruft. Der Zuschlag soll einen Ausgleich dafür schaffen, dass die Wettbewerber später gestartet sind und viel weniger Kunden haben als die marktbeherrschende Telekom. Diesen Zuschlag stellt die Telekom ihren Kunden nun explizit in Rechnung – aus Gründen der Transparenz, wie ein T-Com-Sprecher sagt. „Es geht hier nicht um Transparenz, sondern darum, Wettbewerber zu behindern“, sagt Versatel-Chef Andreas Heinze. Je nach Taktung kann der Zuschlag für ein paar Sekunden Verbindung auch bei mehr als 0,2 Cent liegen. Neben Versatel verlangen laut Telekom rund 40 Gesellschaften den Zuschlag. Bei welcher Rufnummer er fällig wird, kann man kostenlos unter 0800 3309576 ermitteln.

Bei der Berliner Verwaltung gilt: Alle Anschlüsse, die mit (030)90 beginnen, laufen über Versatel. Die übrigen Verwaltungen müssen also auch den Zuschlag zahlen, wenn sie ihre Kollegen anrufen. Das ärgert ITDZ-Chef Kandziora, der sich sonst freut, mit Versatel sparen zu können. Berlin ist seit knapp drei Jahren Kunde. Die Telefonrechnung der Verwaltung (rund 800000 Euro im Monat) würde etwa 30000 Euro höher ausfallen, wenn nicht ein Teil der Gespräche über Versatel abwickelt würde, sagt Kandziora. Ende des Jahres läuft der Vertrag allerdings erst einmal aus.

Versatel habe der Telekom sogar angeboten, in Berlin auf den Zuschlag zu verzichten und stattdessen einen Nachlass zu gewähren – in Erwartung, dass dann das Gesprächsvolumen steigt, sagt Versatel-Chef Heinze. „Das hat die Telekom abgelehnt, womit sie zeigt, dass es ihr gar nicht um die Kosten geht.“ Die Telekom kontert, Versatel könne einfach auf den Zuschlag verzichten, so wie es etwa Arcor tue. Das will Versatel nicht. „Es ist eine vernünftige Entscheidung des Regulierers, den Nachteil der Wettbewerber auszugleichen“, sagt Heinze. „Sie wird von der Telekom ad absurdum geführt.“ vis

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