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Wirtschaft: Anstoß für den Arbeitsmarkt

Arbeitsagentur und Deutscher Fußball-Bund starten Beschäftigungs-Initiative zur Weltmeisterschaft

Berlin/Frankfurt am Main - Bis zu 100000 neue Arbeitsplätze soll die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Deutschland schaffen. „Wir wollen alle potenziellen Arbeitgeber qualifiziert bei der Vermittlung neuer Arbeitskräfte unterstützen“, kündigte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt am Montag zum Start der Zusammenarbeit von Bundesagentur und Deutschem Fußball-Bund (DFB) in Frankfurt an. „Wir haben in Deutschland fünf Millionen Arbeitslose – davor darf der DFB seine Augen nicht verschließen“, sagte der geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Bei der gemeinsamen Aktion mit dem Titel „Einstellungssache – der schnellste Weg zum richtigen Mitarbeiter“ können Unternehmen, die während der WM Mitarbeiter benötigen, Kontakt mit der BA aufnehmen.

Auch die Berliner Arbeitsagentur hat eine entsprechende Stelle eingerichtet. Seit Montag ist das „WM-Team 2006“ mit vorerst fünf Mitarbeitern erreichbar (Telefon: 01801–222006). „Wir haben im Vorfeld ganz gezielt Arbeitgeber angesprochen und sind auf gute Resonanz gestoßen“, sagte Leiterin Mechthild Wiederstein am Montag. Sie verspricht, WM-Jobs bei Bedarf innerhalb von spätestens 48 Stunden zu vermitteln – auch am Wochenende. „Damit wir das Interesse jederzeit bedienen können, wollen wir auch samstags erreichbar sein, eventuell künftig auch sonntags.“ „Wenn schnell und unbürokratisch vermittelt wird, kann die WM viele Gewinner haben“, sagt Jürgen Kießing von der Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Sport. Gesucht werden laut Bundesagentur insbesondere Köche, Sicherheits- und Reinigungspersonal sowie Fahrer. „Selbst wenn sicherlich mehr als die Hälfte aller Jobs im Zusammenhang mit der WM nur kurzfristige sein werden, so schaffen sich die Arbeitslosen eine Referenz und gute Qualifikationen in ihrem Lebenslauf“, sagte DFB-Präsident Zwanziger.

Wie sich die WM auf den Arbeitsmarkt der Region Berlin-Brandenburg auswirken wird, wird unterschiedlich bewertet. Die Wirtschaftsverwaltung erwartet, dass rund 15000 zusätzliche Stellen entstehen. Die Industrie- und Handelskammer rechnet mit 10000 zusätzlichen Stellen. „Unsere Prognose ist bewusst vorsichtig“, sagte Ludger Hinsen, stellvertretender IHK-Geschäftsführer. Die Regionalagentur für Arbeit nennt vorsichtshalber keine Zahlen. „Wir gehen von einer steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften aus“, sagte Sprecher Olaf Möller nur.

Die WM-Partner und Sponsoren bestätigen bisher zumindest, dass es vorübergehend großen Bedarf an zusätzlichem Personal gibt. In Berlin, so heißt es bei den Firmen, soll alles besonders gut laufen. Das mediale Interesse sei besonders auf die Hauptstadt gerichtet. Fraglich ist jedoch, ob der Impuls so stark ist, dass gut die Hälfte der geschaffenen Stellen über die WM hinaus bestehen bleiben werden – wie von der Bundesagentur und vom DFB vorausgesagt. Die meisten Firmen sind skeptisch. „Wir werden von den zusätzlichen Stellen über die WM hinaus kaum welche erhalten“, sagte eine Sprecherin von Sponsor Coca-Cola. Auch bei WM-Sponsor Hyundai heißt es: „Wir halten die Prognosen der Bundesagentur für sehr optimistisch.“

Der Personaldienstleister Manpower mit Sitz in Frankfurt sieht in der WM eine Chance für den Arbeitsmarkt. „Auch wenn viele Verträge sicherlich befristet sein werden, so werden durch die WM dennoch viele einen Fuß in die Tür eines Unternehmens bekommen“, sagte Manpower-Sprecherin Katja Hartmann. Es werde garantiert viele neue Stellen geben.

Dass Berlin zur WM ein Wirtschaftsfaktor sein wird, ist auch für die Berlin Tourismus Marketing GmbH keine Frage: Sie erwartet über eine Million Gäste in der Stadt und Umgebung – mehr als doppelt so viele wie sonst. mit dpa

Mehr Informationen im Internet:

www.arbeitsagentur.de

Foto: Kitty Kleist-Heinrich / Montage: M. Roth

Marc Neller

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