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Bestseller. Samsung verkauft deutlich mehr Handys als Apple. Foto: dpa

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Wirtschaft: Apple so teuer wie nie

Aktie des US-Konzerns gewinnt, während Samsung acht Prozent verliert.

Berlin - Die Börse reagierte deutlich, die Samsung-Aktie verlor acht Prozent. Der weltgrößte Hersteller von Unterhaltungselektronik ist damit an der Börse umgerechnet zehn Milliarden Euro weniger wert. Grund ist die Niederlage Samsungs im US-Patentprozess gegen Apple. Der südkoreanische Konzern will nicht aufgeben und gegen die Entscheidung der US- Geschworenen kämpfen. Sie hatten am Freitag die Verletzung mehrerer Apple- Patente durch diverse Geräte von Samsung festgestellt und dem US-Konzern gut eine Milliarde Dollar Schadenersatz zugesprochen. Die Apple-Aktie wiederum stieg am Montag an der Technologiebörse Nasdaq auf ein Allzeithoch jenseits der 680 Dollar.

Die Auseinandersetzung in den USA ist nur eine von unzähligen Patentauseinandersetzungen, die Samsung, Apple und andere Konzerne untereinander führen – unter anderem auch in Deutschland. Die Geschworenen hatten unter anderem eine Verletzung von Apple-Patenten für das iPhone-Design sowie für die Touchscreen-Bedienung festgestellt. Betroffen sind zum Teil mehr als zwei Dutzend Smartphone-Modelle von Samsung. Sie spielen inzwischen aber kaum noch eine Rolle am Markt, weil die Klage schon von Frühjahr 2011 ist.

Und obwohl die Börse so heftig reagierte: „Dieser Jury-Spruch ist nicht so dramatisch“, sagt Florian Müller, der große Konzerne, darunter Microsoft, in Patentstreitigkeiten berät. Seine Begründung: „Wenn das Patentproblem für eine Milliarde Dollar gelöst würde, wäre das schön. Samsung könnte auch fünf Milliarden zahlen“, sagt Müller. Samsung habe seine Geräte weitgehend an den Apple- Produkten ausgerichtet und es damit auf die Spitze getrieben, meint Müller.

Auch Ralf Kaumanns, Geschäftsführer des Marktforschungsdienstes Strategyfacts.com, ist überzeugt, dass die Patentstreitigkeiten weitergehen werden. Ziel sei es, den Wettbewerber auszubooten. Es gehe nicht um Innovationen, sondern schlicht um Marktanteile. Und um die Sache noch komplizierter zu machen: „Apple braucht Samsung“, sagt Kaumanns. Samsung ist nämlich einer der wichtigsten Zulieferer für den US-Konzern. Von Samsung kommen wohl auch Teile für das neue iPhone 5. Apple könnte zwar theoretisch andere Zulieferer gewinnen, aber die müssten erst die großen Kapazitäten zu der Qualität aufbauen, wie Apple sie braucht, und dies geschieht nicht über Nacht. „Zugleich braucht Samsung natürlich auch Apple, um die eigenen Fabriken auszulasten“, sagt Kaumanns. Während sich die beiden Konzerne also vor Gericht streiten, arbeiten sie an anderer Stelle eng zusammen. Darum schrieb Samsung auch am Montag im Internet: „Wir haben Apple zu Beginn angeboten zu verhandeln, anstatt vor Gericht zu gehen, weil sie einer unserer wichtigsten Kunden sind.“ Da Apple aber partout einen Rechtsstreit führen wollte, habe man sich verteidigen müssen.

Die Auseinandersetzung bringt auch Google mit seinem Betriebssystem Android in Bedrängnis, das von Samsung, aber auch von HTC oder LG genutzt wird. „Android ist die einzige Plattform mit gravierenden Patentverletzungsproblemen“, sagt Patentexperte Müller. Weltweit gebe es 15 Patente von Apple und Microsoft, die durch Android verletzt würden. Auch British Telecom, Nokia und weitere Konzerne führten Klagen gegen Android, sagt Müller. „Google hat ein gespaltenes Verhältnis zum geistigen Eigentum anderer Firmen.“

Samsung ist mit einem Marktanteil von 21,6 Prozent der größte Handyhersteller der Welt. Anfang des Jahres haben die Südkoreaner den langjährigen Weltmarktführer Nokia auf Platz zwei verdrängt. Samsung verkauft 87 Millionen Geräte – vom einfachen Handy bis zum Smartphone – im Quartal, Apple 33 Millionen iPhones. Der Streit mit Apple – so unangenehm er ist – wird Samsung nicht ins Schwanken bringen. Samsung Electronics ist nicht nur der größte Handyproduzent, sondern auch ein führender Hersteller von Halbleitern, digitalen Medien und Hightech-Elektronik. Das Unternehmen setzte im vergangenen Jahr mit mehr als 200 000 Mitarbeitern rund 143,1 Milliarden Dollar um. Corinna Visser

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