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Apple stellt vor: Der fünfte Streich: Das neue iPhone

Apple stellt sein neues iPhone vor – erstmals ohne Steve Jobs. Die Konkurrenz reagiert nervös. Rund 15 Monate, länger als sonst, hat Apple diesmal gebraucht, um das neue iPhone und das dazugehörige Betriebssystem iOS5 fertigzustellen.

Berlin/New York - Es war nicht das erste Mal, dass Tim Cook den erkrankten Steve Jobs vertreten hat, „aber die erste Produktvorstellung seit meiner Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden“, wie Cook am Dienstagabend sagte. 15 Monate nach der Vorstellung des iPhone 4 hatte Apple in den Firmensitz nach Cupertino gebeten, „Let’s talk iPhone“ stand auf der Einladung. Doch in einem Punkt enttäuschte Steve Jobs Nachfolger die Apple Fangemeinde: „Sorry Leute, heute kein iPhone 5“, sagte er zum Schluss der Präsentation. Stattdessen stellte das US-Unternehmen das iPhone 4S vor, eine Weiterentwicklung des aktuellen Smartphones, das am 14. Oktober auch in Deutschland in den Handel kommt. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand dieses Mal jedoch nicht die Hardware, sondern ein Stück Software: das sprachgesteuerte Assistenzsystem Siri.

Die Gewichte auf dem Smartphone- Markt haben sich dramatisch verschoben – zu Lasten von Apple. Vor einem Jahr lagen die beiden wichtigsten Konkurrenten nach Angaben der Gartner-Group noch ungefähr gleichauf: Apple kam auf einen Marktanteil von 14,1 Prozent, das Android-System von Google auf 17,2 Prozent. Zwar konnte Apple seinen Marktanteil leicht auf 18,2 Prozent steigern. Allerdings liegt der Marktanteil der Android-Geräte inzwischen bei 43,4 Prozent und ist somit mehr als doppelt so hoch.

Das neue iPhone 4S sieht äußerlich genauso aus wie der Vorgänger, im Innern haben die Ingenieure jedoch zahlreiche Veränderungen vorgenommen. Der neue A5-Chip soll doppelt so schnell arbeiten wie der Vorgängerprozessor, der neue Zweikern-Grafikchip beschleunigt die Bildschirmausgabe Apple zufolge sogar um das Neunfache. Dennoch hat sich die Batterielaufzeit nicht verschlechtert. Bei Gesprächen über das 3G-Netz hält das iPhone 4S acht Stunden durch, Internet- Surfen mit Highspeed schafft es sechs Stunden lang. Als Musikplayer hält das iPhone 4S sogar 40 Stunden. Zu den weiteren Neuerungen gehört die Acht-Megapixel-Kamera, die Videos in voller High-Definition-Auflösung aufnimmt. Vor allem aber wurde das Antennendesign runderneuert. Das iPhone 4S verfügt nun über eine Doppelantenne, die zu einer besseren Sprachqualität führen soll, aber auch die Datenübertragungsrate verdoppelt.

Mehr jedoch als diese technischen Weiterentwicklungen beeindruckte die Präsentation des Assistenzsystems Siri. Über eine Sprachsteuerung verfügen zwar auch Android-Smartphones, das Besondere an der Apple-Technik ist jedoch, wie weit Siri in der Lage ist, auf einfach formulierte Alltagsfragen Auskunft zu geben. So gab das System auf die Frage nach dem Wetter für die nächsten Stunden nicht nur die entsprechenden Daten aus, sondern beantworte selbst die Frage, ob ein Regenmantel angebracht ist. Ferner kann mit der Aufforderung „Zeig mir den Weg nach …“ die Kartenanwendung gestartet werden, um die Route darzustellen. Mit Siri lassen sich freie Termine feststellen und belegen, man kann sich Botschaften vorlesen lassen oder Mitteilungen diktieren und an einen bestimmten Adressaten senden. Siri reagiert auf Fragen in Englisch, Französisch und Deutsch. Auf Wunsch sucht das Assistenzsystem ebenfalls rein sprachgesteuert Wikipedia-Einträge oder Daten aus der Suchmaschine Wolfram Alpha.

Im Handygeschäft tummeln sich neben Nokia und Microsoft auch Google, Samsung, LG, HTC und eben der Apple-Konzern, der unlängst den Ölkonzern ExxonMobile als weltweit wertvollstes Unternehmen überhaupt abgelöst hat – gemessen am Börsenwert. Jedes Quartal streicht Apple mehrere Milliarden Dollar Gewinn ein. Wichtigster Umsatz- und Gewinnbringer ist das iPhone. Von der ersten Version verkaufte Apple im ersten Quartal 2007 rund 270 000 Stück. Vom bisher jüngsten Modell, dem iPhone 4, waren es im dritten Quartal 2011 mehr als 20 Millionen. Wie Cook bereits bei der Vorstellung des jüngsten Mac-Betriebssystems mitgeteilt hatte, setzt Apple zunehmend auf die Vernetzung seiner Geräte. Besitzer sollen ihre Daten künftig nicht mehr mit ihrem Rechner per Kabel verbinden müssen, um Musik, Fotos oder Dokumente zu synchronisieren. Alle Daten sollen auf einem externen Rechner wie auf einer Wolke – die bei Apple iCoud heißt – gespeichert werden. Schießt man mit dem iPhone ein Foto, ist es Sekunden später auf dem heimischen Rechner verfügbar.

In den USA wird das iPhone 4S mit 16 Gigabyte Speicher und Mobilfunkvertrag für 199 Dollar am 14. Oktober in den Handel kommen. Mit 32 Gigabyte wird es 299 Dollar und mit 64 Gigabyte 399 Dollar kosten. Das Vorgängerhandy iPhone 4 mit acht Gigabyte soll dann für 99 Dollar zu haben sein. Die Preise für Deutschland sind noch nicht bekannt. Die Vorbestellung beginnt am 7. Oktober.

An der Börse konnte Tim Cooks erste Präsentation als Firmenchef nicht überzeugen. Der Kurs der Aktie gab im Anschluss deutlich nach.

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