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Apple-Produkte sind vielen Chinesen zu teuer - vor allem, weil es ausreichend günstige Geräte anderer Hersteller gibt.

© Reuters

Apple-Umsatz stagniert: iPhone ist nicht genug

Apple verkauft mehr iPhones als erwartet. Doch gerade in Zukunftsmärkten hat der Konzern ein Problem.

Wo ist der Mann mit der zündenden Idee? Die Antwort auf diese Frage bleibt Apple seinen Kunden ebenso schuldig wie seinen Anlegern. Und Tim Cook, Chef des Technologiekonzerns aus dem kalifornischen Cupertino, würde für sachdienliche Hinweise möglicherweise einiges aus der prall gefüllten Unternehmenskasse springen lassen.

Seit rund einem Jahr hat Apple kein neues Smartphone und kein neues Tablet auf den Markt gebracht. Dabei macht das Unternehmen mit iPhones und iPads mehr als zwei Drittel seines Umsatzes. Der Gesamterlös stagnierte im dritten Geschäftsquartal (bis Ende Juni) bei 35,3 Milliarden Dollar (26,7 Milliarden Euro), wie das Unternehmen mitteilte. Der Gewinn schrumpfte sogar um 22 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro).

iTunes ist neben dem iPhone das einzige Wachstumsfeld

Dennoch legte die Aktie am Mittwoch in New York um fünf Prozent zu. Dass die Anleger so milde gestimmt sind, ist für Cook jedoch keineswegs beruhigend. Eher dürfte er es als deutliches Warnsignal verstehen: Analysten hatten dem Konzern nicht zugetraut, mehr iPhones als vor einem Jahr verkaufen zu können.

Mit weltweit 31,2 Millionen Geräten war es dann aber doch ein Fünftel mehr; daher das Kursplus. Das ändert nichts an der derzeitigen Misere: Es fehlen neue Produkte im Portfolio. „Apples Abhängigkeit vom iPhone steigt weiter an“, konstatiert Analyst Ralf Kaumanns. Die Zahl der verkauften iPads ist im Vergleich zum Quartal des Vorjahres um 14 Prozent geschrumpft, der ebenfalls im vergangenen Jahr runderneuerte Musikspieler iPod erweist sich immer mehr als Ladenhüter (minus 32 Prozent). Bei den klassischen Desktop- und Laptop-Computern folgt Apple dem allgemeinen Negativtrend (minus sieben Prozent).

Einziges Wachstumsfeld neben dem iPhone ist die Musikplattform iTunes, bei der sich die Umsätze um ein Viertel erhöhten. Ihr Anteil am Gesamterlös liegt allerdings erst bei elf Prozent.

Die Marge schrumpft, die Konkurrenz holt auf

Die große Abhängigkeit vom Zugpferd iPhone ist auch deshalb problematisch, weil die Margen sinken. Zwar verdient Apple verglichen mit der Konkurrenz aus Südkorea oder China noch immer deutlich mehr je verkauftem Gerät. Ohnehin sind Apple und Samsung die einzigen Hersteller, die am Verkauf ihrer Smartphones verdienen. Für alle anderen ist es ein Zuschussgeschäft, um sich in dem hart umkämpften Markt zu behaupten.

Doch bei Apple steigen die Umsätze weniger stark als die Zahl der verkauften Geräte – so bleibt am Ende auch weniger Gewinn in der Kasse. Das hohe Preis- und Gewinnniveau rechtfertigte Apple bislang vor allem mit Produkten, die besser und fortschrittlicher waren als die der Konkurrenz. Doch die Wettbewerber, allen voran Samsung, haben bei Qualität und Technik aufgeschlossen. Produkttests bescheinigen dem Galaxy S4, dem Spitzenmodell der Südkoreaner, dass es dem aktuellen iPhone mindestens ebenbürtig ist.

China wird für Apple möglicherweise zum großen Problem

Auch in niedrigeren Preissegmenten bieten Smartphones mittlerweile ausreichend Qualität, um zunehmend Käufer in Schwellenländern zu finden. In China, dem zweitwichtigsten Absatzmarkt für Apple außerhalb der USA, sank der Umsatz mit Produkten des Konzerns im abgelaufenen Quartal um 14 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Verkäufer in Hongkong berichten, Chinesen kauften wesentlich häufiger Samsung- als Apple-Smartphones: weil Auswahl und Preisspanne deutlich größer seien.

Ein abgespecktes Billig-Smartphone kam für Apple-Chef Cook bislang nicht infrage. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das bald ändert. „Ich gehe davon aus, dass das neue iPhone mehr Neuerungen bietet, als es bei der letzten Generation der Fall war“, sagt Ralf Kaumanns über das für den Herbst erwartete Gerät.

Daneben warten Analysten auf eine Apple- Uhr („iWatch“) und das Apple-Fernsehen. „Das Problem ist, dass sowohl die iWatch als auch Apple-TV nicht die Verkaufszahlen erreichen werden, wie etwa das iPhone“, meint Kaumanns. „Und beides wird den Markt auch nicht in ähnlicher Weise revolutionieren.“

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