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Wirtschaft: Arbeiter legen Opel in Bochum lahm

Protest gegen betriebsbedingte Kündigungen- doch der Konzern bleibt bei seinen Sparforderungen

Frankfurt am Main - Im Bochumer Opel-Werk wurde auch am Freitag nicht gearbeitet. Betriebsrat, IG Metall und die Beschäftigten von Opel wollen vor allem über dieses Werk Druck auf die Spitze von General Motors (GM) ausüben, um eine Abmilderung des am Donnerstag vorgelegten drastischen Sanierungsplans zu erreichen. Bei den anstehenden Verhandlungen über den Plan sollten betriebsbedingte Kündigungen verhindert werden, sagte der Chef des Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, im Anschluss an eine außerordentliche Sitzung des Opel-Aufsichtsrats am Freitag.

Die Verhandlungen von General Motors (GM) mit den Arbeitnehmer-Vertretern von Opel, Saab und Vauxhall sollen in der nächsten Woche beginnen, wurde nach der Sitzung des Kontrollgremiums bekannt. Weitere konkrete Beschlüsse wurden nicht gefasst.

Betriebsratschef Franz stellte klar, dass die Beschäftigten zu Zugeständnissen bereit seien, dass es aber ohne einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen, auf Werksschließungen und die Auslagerung von Aufträgen keine Einigung mit GM geben könne. Außerdem müsse es bei den Verhandlungen um ein Gesamtkonzept für alle elf europäischen GM-Werke gehen.

In Bochum blieben die rund 6000 Mitarbeiter am Freitag in allen drei Schichten für eine „Dauerinformation“ den Bändern fern. Man wolle die Arbeit erst wieder aufnehmen, sobald die Verhandlungen mit dem Konzern beginnen, hieß es.

„Wir brauchen Standortentwicklungskonzepte und kein Arbeitsplatz-Vernichtungsprogramm“, sagte Detlev Wetzel, Bezirksleiter der IG Metall in Nordrhein-Westfalen, dem Tagesspiegel. Pro Tag laufen in Bochum normalerweise 1200 Autos der Modelle Zafira und Astra vom Band. Außerdem werden Komponenten für die Werke in Antwerpen und im britischen Ellesmere Port hergestellt. Weil das Werk Bochum ruht, ist auch die dortige Produktion gefährdet. Angeblich sollen allein in Bochum, wo Opel insgesamt rund 10000 Mitarbeiter beschäftigt, bis 2006 rund 4000 Stellen gestrichen werden. Ähnlich starke Einschnitte soll es in Rüsselsheim geben. Am Dienstag werden die rund 63000 Beschäftigten von GM Europa in allen Werken mit einem Aktionstag gegen die Sparmaßnahmen protestieren.

In der Aufsichtsratsitzung sagte Carl-Peter Forster, Vize-Präsident von GM Europa, erneut, es müssten 12000 Jobs in Europa gestrichen und 500 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. GM hatte bei Kunden von Saab und Opel, nicht aber bei den Mitarbeitern am Freitag in ganzseitigen Zeitungsanzeigen um Verständnis für das drastische Sparprogramm geworben und den schwachen Automarkt für die Krise verantwortlich gemacht. GM werde aber weiter in Europa Autos entwickeln und herstellen. Bis 2009 würden 45 neue Modelle auf den Markt kommen.

GM gerät auch am Kapitalmarkt immer stärker unter Druck. Nach schlechten Quartalszahlen reduzierte die Rating-Agentur Standard&Poor’s ihre Einstufung für GM-Anleihen. An der Börse ist der weltgrößte Autokonzern nur noch 19 Milliarden Euro wert – und damit weniger als der deutlich kleinere deutsche Autohersteller BMW, der mit gut 21 Milliarden Euro eingestuft wird.

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