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Arbeitnehmervertreter: Gewerkschaften verlieren Rentner und Erwerbslose

Ältere und Arbeitlose wenden sich von den Gewerkschaften ab. Gleichzeitig gewinnt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi jedoch unter Azubis und in Kliniken - und glaubt zu wissen, warum.

Die Gewerkschaften haben 2010 erneut Mitglieder verloren, allerdings hauptsächlich unter Erwerbslosen und Rentnern. Nach Tagesspiegel-Informationen konnte etwa die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi unter Erwerbstätigen mehr Mitglieder gewinnen, als Mitglieder austraten. Verdi verzeichnete 2010 demnach 43.745 Abgänge – die meisten hatten zuvor den Job verloren oder waren in Rente gegangen. Deshalb blieben die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen weitgehend stabil: 2010 kamen bei Verdi mehr als 414 Millionen Euro zusammen, 2009 waren es 415 Millionen Euro. Insgesamt vereint Verdi nun 2.094.455 Menschen aus rund 1000 Berufen, rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Die Verdi-Zentrale bestätigte die Zahlen zunächst nicht, will aber in Kürze einen offiziellen Ausblick geben.

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft hatte gerade mitgeteilt, dass Gewerkschaften bei Jüngeren vor allem in Westdeutschland „wieder besser im Kurs“ stehen. Erstaunlich ist, dass Verdi 2010 unter Auszubildenden elf Prozent mehr Mitglieder gewinnen konnte als 2009. Außerdem traten in der Gesundheitsbranche zahlreiche Beschäftigte in die Gewerkschaft ein. „Wir gewinnen dort Mitglieder, wo wir Tarifkämpfe vorantreiben“, sagte eine Gewerkschaftsfunktionärin. Derzeit verhandelt Verdi für die 10.000 Pflegekräfte, Techniker und Verwaltungsmitarbeiter an der Berliner Universitätsklinik Charité.

Der Schwesterverband GEW hat 2010 mehr als 2000 Mitglieder hinzugewonnen und organisiert nun 260.000 Lehrer, Erzieher und Wissenschaftler. Die größte Gewerkschaft, die IG Metall, will sich kommende Woche zur Mitgliederentwicklung äußern. Von Funktionären hieß es jedoch, die Zahlen seien weitgehend stabil. Der IG Metall gehören 2,63 Millionen Menschen an. In der IG Bau hat es 2010 leichte Mitgliederverluste gegeben. Angesichts der immer noch schwierigen Lage in der Baubranche sei das aber erwartet worden und verkraftbar, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Bisher waren 325.000 Arbeiter in der IG Bau organisiert. Alle genannten Verbände gehören dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) an, der in acht Einzelgewerkschaften 6,26 Millionen Mitglieder zählt.

Beim eigenständigen Beamtenbund mit seinen 39 Fachgewerkschaften sank die Mitgliederzahl 2010 zwar von 1,28 auf 1,26 Millionen – dies jedoch nur, weil die Bahngewerkschaft GDBA den Beamtenbund verlassen hatte, um sich der neuen DGB-Bahngewerkschaft EVG anzuschließen.

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