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Im Blick haben die Piloten von Cockpit vor allem die Arbeitsbedingungen bei den Lufthansa-Töchtern. Foto: dpa

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Wirtschaft: Arbeitskampf mit Ansage

Berlin - Gut vier Wochen nach massiven Flugausfällen bei der Lufthansa kündigt die Pilotenvereinigung Cockpit erneut einen Streik an. In den vergangenen Wochen konnten sich Management und Pilotenvertreter nicht über die Arbeitsbedingungen von bestimmten Pilotengruppen einigen.

Berlin - Gut vier Wochen nach massiven Flugausfällen bei der Lufthansa kündigt die Pilotenvereinigung Cockpit erneut einen Streik an. In den vergangenen Wochen konnten sich Management und Pilotenvertreter nicht über die Arbeitsbedingungen von bestimmten Pilotengruppen einigen. Im Kern des Konflikts steht dabei die Frage, wer alles unter den vergleichsweise gut dotierten Konzerntarifvertrag fällt. Cockpit argumentiert, „dass unter der Dachmarke Lufthansa auf Passagierflugzeugen mit mehr als 70 Sitzen nur Mitarbeiter eingesetzt werden, die unter den Geltungsbereich des Konzerntarifvertrags fallen“. Doch bei Lufthansa- Gesellschaften wie Air Dolomiti oder Cityline werde ein anderer, um bis zu 20 Prozent niedriger Tarif gezahlt. Betroffen davon sind derzeit nach Angaben von Cockpit etwa 250 Piloten, doch befürchtet wird langfristig eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die Lufthansa-Piloten insgesamt.

Um den Osterverkehr nicht zu stören und um dem Management „ausreichend Zeit einzuräumen, seinen bisherigen Kurs neu auszurichten“, beginnt der nächste Streik erst am Dienstag den 13. April um 00:00 Uhr und ist von Cockpit avisiert bis zum Freitag den 16. April um 23:59 Uhr. Aufgerufen zum Ausstand sind rund 4500 Piloten der Lufthansa, ihrer Frachttochter Lufthansa Cargo und von Germanwings. Am bislang ersten und einzigen Streiktag in diesem Tarifkonflikt, dem 22. Februar, waren Hunderte von Flügen ausgefallen. Konzernchef Wolfgang Mayrhuber bezifferte den Schaden später auf rund 50 Millionen Euro. Seitdem hatte das Management „ein der Situation des Unternehmens und dem wirtschaftlichen Umfeld angemessenes Angebot unterbreitet“, wie es am Montag in einer Mitteilung hieß.

Diese Angebot sah das Einfrieren der Vergütung der Piloten bis Ende 2010 vor sowie den Bestandsschutz für die unter den Konzerntarifvertrag fallenden Cockpit-Arbeitsplätze bis Ende 2012. Schließlich habe man eine Verbesserung der Versorgung bei Flugdienstuntauglichkeit angeboten, argumentiert der Konzern. Auf Anfrage sagte ein Sprecher, das Management hoffe darauf, dass die Cockpit-Vertreter wieder an den Verhandlungstisch kämen. Die Streikankündigung sei „unverhältnismäßig“.

Bei Cockpit hieß es, das Angebot „ist das Papier nicht wert“ . Den Bestandsschutz für die Cockpitarbeitsplätze habe man nie gefordert. Dagegen habe die Pilotengewerkschaft tatsächlich eine Nullrunde und einen Verzicht auf bestimmte Zuschläge bei europäischen Kontinentalflügen angeboten – sofern eben der Konzerntarif in allen Maschinen mit mehr als 70 Plätzen und bei allen Lufthansa-Töchtern angewendet werde. Denn die übrigen Tarife liegen deutlich unter dem Niveau des Konzerntarifs und gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung: „Die Lufthansa wächst nur noch bei ihren Töchtern“, sagte ein Cockpit-Sprecher.

Die schwierige wirtschaftliche Situation – im vergangenen Jahr stand bei der Lufthansa unterm Strich ein Verlust von 112 Millionen (Vorjahr: plus 542 Millionen) Euro – beeindruckt die Piloten nicht sonderlich. Im operativen Geschäft habe der Konzern sogar einen Gewinn von 130 Millionen Euro erreicht, der Verlust sei entstanden aufgrund von Abschreibungen auf Tochtergesellschaften. Nun sei die Belegschaft nicht bereit, „die Versäumnisse und Fehler des Managements bei der Übernahme von defizitären Auslandstöchtern zu kaschieren“, argumentierte Cockpit am Montag. Wenn die Lufthansa nicht mit einem besseren Angebot komme, werde es vor dem 13. April keine Verhandlungen mehr geben.

Beim Unternehmen selbst war nicht zu erfahren, wie die Strategie für die kommenden Wochen aussieht. „Unter allen Umständen“, so betonte Verhandlungsführer Roland Busch, müssten Kostensteigerungen vermieden werden. „Nur so können wir Arbeitsplätze sichern, und wir sind bereit, dies auch vertraglich zuzusichern“, ließ sich Busch in einer Mitteilung des Konzerns zitieren.

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