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Arbeitskampf: Telekom-Mitarbeiter streiken ab morgen

Verdi will das Telekom-Management jetzt mit einem Streik in die Knie zwingen. Ab Freitag könnte das auch Konsequenzen für die Kunden des Konzerns haben.

Bonn - Die Kunden müssen mit Beeinträchtigungen beim Service und bei der Beseitigung von Störungen rechnen, kündigte die Gewerkschaft an. In einer Urabstimmung hatten sich die Beschäftigten mit großer Mehrheit für eine Streik ausgesprochen. Telekom-Chef René Obermann rief Verdi auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Nach Angaben von Verdi soll es in den nächsten Tagen unter anderem zu Verzögerungen bei der Auftragsbearbeitung kommen. "Es kann auch sein, dass der bestellte Techniker nicht kommt", sagte der Streikleiter von Verdi, Ado Wilhelm. "Klar ist, den Arbeitskampf werden die Kunden bemerken, auch wenn die Zahl der Streikenden von Tag zu Tag schwanken kann." Zu einem "Totalausfall" werde es allerdings nicht kommen.

Mit dem Ausstand wehren sich die betroffenen Mitarbeiter gegen die umstrittene Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätze in Service-Gesellschaften. Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder kündigte an, dass die Gewerkschaft auf eine längere Auseinandersetzung vorbereitet sei. "Wir werden den Druck, den wir brauchen, jetzt entfalten", sagte er.

96,5 Prozent für Streik

Zum Auftakt der Arbeitskampfmaßnahmen sollen 10.000 Telekom-Mitarbeiter vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen und Niedersachsen/Bremen ihre Arbeit niederlegen. Der Streik richte sich nicht gegen die Kunden, betonte Schröder, sondern gegen das Management. "Es ist eine Zumutung, dass die Beschäftigten neun Prozent weniger verdienen, auf drei Lohnrunden verzichten und länger arbeiten sollen". In fünf Verhandlungen hatten die Tarifparteien vergeblich versucht, eine Einigung über die geplante Auslagerung zu erzielen.

In einer Urabstimmung sprachen sich 96,5 Prozent der Verdi-Mitglieder für einen Arbeitskampf bei der Telekom entschieden. Insgesamt waren gut 22.000 Tarifmitglieder zur Stimmabgabe aufgerufen, ursprünglich war von 18.000 die Rede. Damit rollt auf die Telekom der größte Arbeitskonflikt seit Privatisierung des Unternehmens vor zwölf Jahren zu.

Telekom-Chef René Obermann rief die Gewerkschaft zum Einlenken auf. "Ein Streik nützt niemandem", sagte er bei der Vorlage der Quartalszahlen. Er bekräfte zugleich den eingeschlagenen Reformkurs. Statt kurzfristig auf die Wahrung von Besitzständen zu pochen, sollte Verdi gemeinsam mit dem Management langfristige Perspektiven für die Mitarbeiter und das Unternehmen erarbeiten. Auf den Streik werde die Telekom flexibel reagieren. Obermann erwartet, dass alle Dienstleistungen und Netze stabil laufen und die Grundversorgung nicht gestört werde.

"Der Ball liegt jetzt im Spielfeld des Gegners"

"Wir haben den Streik nicht gewollt, ein Streik schafft keine Arbeitsplätze, sagte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick, der als kommissarischer Personalchef die Verhandlungen mit Verdi geführt hatte. "Der Ball liegt jetzt im Spielfeld des Gegners", betonte Eick. Die Gewerkschaft verlangt einen tariflichen Auslagerungsschutz. Die Telekom, die im Inlandsgeschäft immer stärker unter die Räder des Wettbewerbs gerät, muss dagegen Kosten sparen und will die Arbeitsbedingungen an den Wettbewerb angleichen. Durch die Auslagerung, die der Vorstand notfalls auch gegen den Willen der Gewerkschaft zum 1. Juli umsetzen will, sollen Kosten in einer Größenordnung von bis zu 900 Millionen Euro eingespart werden.

In Deutschland herrsche ein gnadenloser Preiskampf, umschrieb Obermann die Geschäftslage des Unternehmens in den ersten drei Monaten 2007. "Zu den eingeleiteten Reformschritten gibt es daher keine Alternative", sagte er. Vor allem auf der Kostenseite müsse dieser Kurs fortgeführt werden. Nur so könne die Eigenständigkeit der Telekom erreicht und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden, mahnte der Konzernchef.

Im Deutschlandgeschäft verzeichnete die Telekom im ersten Quartal zum Teil kräftige Einbußen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schrumpfte um knapp sechs Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Im Inland war es gar ein Rückgang von mehr als 18 Prozent. Der Konzernüberschuss halbierte sich auf rund 500 Millionen Euro.

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