zum Hauptinhalt

Arbeitskampf: VW droht in Brasilien mit Werksschließung

Der Arbeitskampf in den brasilianischen VW-Werken wird härter. Die VW-Führung droht den Gewerkschaften jetzt damit ein komplettes Werk zu schließen, sollte sie nicht die Zustimmung für Stellenstreichungen bekommen.

São Paulo/Puebla - Mit der Drohung, ein komplettes Werk in Brasilien zu schließen, will Volkswagen die Zustimmung der Arbeitnehmer zu geplanten Stellenstreichungen erreichen. Wenn keine Einigung über den Restrukturierungsplan gefunden werde, sei es möglich, dass die Fabrik in São Bernardo do Campo nahe der Millionenmetropole São Paulo geschlossen werden müsse, sagte ein Sprecher von Volkswagen do Brasil. "Dieses Risiko ist echt." VW hatte im Mai angekündigt, knapp 5800 der insgesamt 22.000 Stellen in den fünf Werken in Brasilien zu streichen. Als Grund nannte der Autobauer gestiegene Lohnkosten und die Aufwertung der Landeswährung Real.

Das Werk Anchieta in São Bernardo do Campo war 1959 eingeweiht worden und ist damit das älteste der fünf VW-Fabriken in Brasilien. Von den momentan rund 12.400 dort Beschäftigten sollen dem Umstrukturierungsplan zufolge vom kommenden November an bis 2008 schrittweise insgesamt 3600 entlassen werden.

Der Chef der Metallarbeitergewerkschaft, Eleno Bezerra, nannte die Androhung der Werksschließung "inakzeptabel". Das Unternehmen habe eine soziale Verpflichtung und müsse zumindest die Arbeitsplätze garantieren. Die Arbeitnehmer von Anchieta wollen sich am Samstag versammeln, um über den Umstrukturierungsplan zu sprechen. Eine Sprecherin von VW do Brasil sagte, die Gewerkschaften hätten noch bis Ende der Woche Zeit für ihre Stellungnahme. Die Schließung des Werkes sei noch nicht beschlossen, betonte sie. Sollte es keine Einigung auf den Umstrukturierungsplan geben, würden aber auf jeden Fall neben den bislang geplanten 3600 Stellen weitere 2500 gestrichen, erklärte VW.

Auch in Mexiko steht Volkswagen in einem Konflikt mit den Beschäftigten. Dort streiken seit Freitag rund 10.000 Beschäftigte im Werk in Puebla für mehr Lohn. Zugleich protestieren sie gegen die vom Unternehmen gewünschte Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Verhandlungen sind nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden José Luis Rodriguez vorerst ausgesetzt. VW bot eine Gehaltserhöhung von vier Prozent an, die Arbeiter fordern 8,5 Prozent.

Volkswagen produziert in Mexiko mehrere Marken, vor allem den "Beetle" für den US- und den europäischen Markt. In Puebla wurden im vergangenen Jahr insgesamt 301.000 Fahrzeuge zusammengeschraubt, die Geschäftsführung will die Zahl in diesem Jahr auf 350.000 steigern. Zuletzt hatten die VW-Mitarbeiter in Puebla 2004 gestreikt; der Ausstand dauerte drei Tage. Im Jahr 2000 hatten die Mitarbeiter für einen Monat ihre Arbeit niedergelegt, 2001 für 18 Tage. (tso/AFP)

Zur Startseite