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© dpa

Arbeitskampf: Warnstreiks in Briefzentren der Post

Im Tarifkonflikt bei der Post haben am späten Sonntagabend die Mitarbeiter der Nachtschicht in mehreren Briefzentren mit Warnstreiks begonnen. Hunderttausende Sendungen wurden nicht zugestellt.

In Duisburg ruhte von 22 Uhr die Arbeit, auch in Wiesbaden und in Hamburg kamen die Mitarbeiter vorübergehend ihren Aufgaben nicht nach, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. "Beschäftigte und Kunden können von einem kerngesunden Unternehmen erwarten, dass die Gewinnsteigerungsabsichten nicht auf ihrem Rücken ausgetragen werden", sagte der für den Norden zuständige Landesfachbereichsleiter Wolfgang Abel in Hamburg.

Auch in anderen Bundesländern sind nach Angaben eines Verdi-Sprechers Warnstreiks geplant. Hintergrund sind die gescheiterten Tarifverhandlungen. "Die Verantwortung dafür, dass zigtausende Postkunden im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein am Montag keine Post erhalten werden, trägt alleine der Postvorstand", hieß es in einer Mitteilung. Rund 100.000 Sendungen würden im südlichen Osthessen nicht zugestellt, in Hamburg und dem südlichen Schleswig-Holstein komme zum Wochenanfang ebenfalls keine Post an. Für die nächsten Tage sind weitere Warnstreiks vorgesehen, bundesweit müssen sich Millionen Haushalte und Unternehmen auf leere Briefkästen einstellen.

Unbefristeter Streik im Mai

Die Tarifpartner hatten sich in einem zweitägigen Verhandlungsmarathon in der Nacht zum Samstag in Düsseldorf nicht über ein Paket mit Kündigungsschutz, Arbeitszeiten und Lohn einigen können. Nach einer Urabstimmung Ende April will die Gewerkschaft vom 2. Mai an einen unbefristeten Streik starten, um die Post zu mehr Entgegenkommen zu zwingen.

Die ist offenbar bereit, ihr Angebot noch einmal zu verbessern. Die bisherige Offerte sei "nicht das letzte Wort der Post", sagte Personalvorstand Walter Scheurle der "Süddeutschen Zeitung". Post-Kommunikationschef Manfred Harnischfeger sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa in Bonn: "Wir haben ein attraktives Angebot vorgelegt. Dies ist ein Angebot, aber kein Diktat." Verdi müsse sich jetzt inhaltlich dazu äußern und ein Gegenangebot machen. Beide Seiten müssten "weiter das Gespräch suchen, um wieder Bewegung in die Verhandlungen zu bringen, bevor es zu einem großen Streik kommt".

Widerstand gegen "unbezahlte Mehrarbeit"

Die Gewerkschaft werde mit weiteren Warnstreiks ihren Forderungen Nachdruck verleihen, sagte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am Samstag in Düsseldorf nach den Streik-Beschlüssen der Tarifkommission der Gewerkschaft. Vor allem wehrt sich Verdi gegen eine von der Post geforderte "unbezahlte Mehrarbeit" mit einer höheren Wochenarbeitszeit sowohl für Postbeamte als auch Tarifbeschäftigte. Bisher galten 38,5 Stunden. Laut Verdi bedeuten die Post-Vorschläge unter dem Strich künftig aber rund 41 Stunden Wochenarbeitszeit.

Das Angebot der Post sei "unter dem Strich ein Minusgeschäft für die Beschäftigten", sagte Kocsis. Die angebotenen längeren Arbeitszeiten könnten "zu einem Wegfall von 12.500 Vollzeitstellen" führen. Post-Vorstand Scheurle sagte, diese Zahlen seien "aus der Luft gegriffen". Nach eigenen Angaben ist Verdi der Post in den Verhandlungen bereits ein gutes Stück entgegenkommen. Was der Arbeitgeber schließlich vorgelegt habe, sei "die pure Provokation", sagte Kocsis.

Verdi kritisiert Post-Angebot

Die Post wies darauf hin, das sie bei ihrem Angebot mit einer Verlängerung des Kündigungsschutzes bis zum 30. Juni 2011 einer Forderung von Verdi entsprochen habe. Außerdem sollten die Löhne der Tarifbeschäftigten in den nächsten zwei Jahren um rund 5,5 Prozent steigen. Dieses Angebot bedeute tatsächlich nur eine Anhebung um rund zwei Prozent für 26 Monate, rechnete Verdi vor. Die Gewerkschaft fordert eine lineare Anhebung des Entgelts für die 130.000 Tarifbeschäftigten von sieben Prozent für zwölf Monate. (feh/dpa)

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