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Arbeitslosigkeit: Jetzt trifft es die Jüngeren

Die steigende Arbeitslosigkeit erreicht die unter 25-Jährigen. Das könnte schwere Folgen haben.

Berlin - Jung, qualifiziert – arbeitslos. Die Krise am Arbeitsmarkt ist nun auch bei den jungen Beschäftigten angekommen. Verloren in den vergangenen Monaten in erster Linie noch Zeitarbeiter ihre Jobs, sind jetzt die unter 25-Jährigen dran. „Wenn es den Unternehmen schlecht geht, entlassen sie in der Regel erst die Jüngeren“, sagt Ilona Mirtschin, Sprecherin der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit.

Das spiegeln auch die am Donnerstag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten für Februar wider. Stieg die Zahl aller gemeldeten Menschen ohne Job im Vergleich zum Vormonat um 1,8 Prozent auf 3,55 Millionen, war der Anstieg bei den Jungen deutlicher: 389 200 meldeten sich im Februar arbeitslos – ein Plus von rund acht Prozent gegenüber dem Vormonat. Das gleiche Phänomen zeigt sich auch in Berlin: Insgesamt stieg hier die Zahl der Arbeitslosen um 1,4 Prozent auf etwas mehr als 242 000. Unter den Jungen meldeten sich im gleichen Zeitraum 25 400 arbeitslos und damit 6,8 Prozent mehr.

Ursache für die starke Zunahme der Erwerbslosigkeit bei den Jugendlichen sei zum einen, dass viele betriebliche Ausbildungen im Januar endeten, sagt Sprecherin Mirtschin. Wenn die Azubis nicht übernommen würden, müssten sie sich arbeitslos melden. Ein weiterer Grund: Bei jungen Mitarbeitern, die nicht in Ausbildung sind, seien die Verträge meistens befristet. Laufen sie aus, werden sie inzwischen häufig nicht verlängert. Auf dieses Problem weist auch die Hans-Böckler-Stiftung in einer aktuellen Studie hin. Eine weitere Ursache für die steigende Jugendarbeitslosigkeit ist Mirtschin zufolge, dass ein jüngerer Beschäftigter einem Betrieb in der Regel nicht so lange angehört wie ein älterer Mitarbeiter. Müsse ein Betrieb Kündigungen aussprechen, habe der junge Mitarbeiter – der zudem meist noch keine Kinder habe – bei der sogenannten Sozialauswahl schlechte Karten.

Die im Kündigungsschutzgesetz verankerte Sozialauswahl gibt es zwar nicht erst seit der Krise, aber die Möglichkeiten, um älteren Beschäftigten den Abgang aus einem Unternehmen zu erleichtern, haben seit dem letzten Abschwung abgenommen. Bekamen ältere Erwerbslose früher noch bis zu 36 Monate Arbeitslosengeld, sind es heute maximal 24 Monate. Auch seien die Unternehmen seltener als früher bereit, ihre älteren Beschäftigten mit einem „goldenen Handschlag“ zu entlassen, meint DGB-Arbeitsmarktexperte Ingo Kolf. Abfindungen fielen mittlerweile einfach kleiner aus.

Kolf zufolge wird die Arbeitslosigkeit unter jungen Beschäftigten daher in den kommenden Monaten in die Höhe schnellen. „Ich gehe davon aus, dass wesentlich mehr junge Leute ihre Jobs verlieren werden als andere.“ Deutschland verliere dabei seine Vorbildfunktion innerhalb Europas beim Thema Ausbildung, kritisiert er. Denn in guten Zeiten investierten Firmen hierzulande in ihre Azubis, die sie im Abschwung fallen ließen. „Und das vor dem Hintergrund, dass bis vor kurzem noch alle nach Fachkräften gerufen haben.“

Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) räumt ein, dass derzeit nicht mehr alle Auszubildenen in einem Betrieb übernommen werden könnten. „Mit Blick auf den in Ostdeutschland teilweise ja schon dramatischen Nachwuchsmangel werden Arbeitsagenturen und Arbeitgeber alles dafür tun, um die Eintrittsschwelle für Berufsanfänger zu senken“, sagte Peter Clever, Mitglied der BDA-Hauptgeschäftsführung, dem Tagesspiegel. Außerdem gebe es noch Lichtblicke: Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres habe es mehr offene Lehrstellen als unvermittelte Bewerber gegeben.

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