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Wirtschaft: Arbeitsmarkt: Arbeitslosigkeit in Europa sinkt leicht

Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in den Teilnehmerländern der europäischen Währungsunion ist im Oktober erstmals seit 1992 unter die Marke von neun Prozent gesunken. Nach Eurostat-Angaben lag die Oktober-Quote bei 8,9 Prozent nach 9,0 Prozent im September.

Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in den Teilnehmerländern der europäischen Währungsunion ist im Oktober erstmals seit 1992 unter die Marke von neun Prozent gesunken. Nach Eurostat-Angaben lag die Oktober-Quote bei 8,9 Prozent nach 9,0 Prozent im September. Vor einem Jahr, im Oktober 1999, hatte sie noch 9,7 Prozent betragen. Für alle 15 EU-Staaten registrierte Eurostat einen Rückgang von 8,3 Prozent auf 8,2 Prozent. Deutschland lag mit einer Arbeitslosenquote von 8,2 Prozent unter dem Durchschnitt der Eurozone, während Spanien mit 13,6 Prozent erneut das Schlusslicht bildete. Deutlich sank die Arbeitslosigkeit binnen Jahresfrist dagegen in Frankreich (von 10,9 Prozent im Oktober 1999 auf 9,3 Prozent im Oktober 2000), in Spanien (von 15,1 Prozent auf 13,6 Prozent) und in Irland (von 5,3 Prozent auf 4,2 Prozent).

Trotz eines relativ gleich laufenden Konjunkturzyklus sind die Unterschiede innerhalb der Eurozone also weiterhin groß. Sechs Millionen neue Arbeitsplätze sind seit 1997 in diesen Ländern entstanden - allerdings höchst unterschiedlich auf die einzelnen Mitgliedsländer verteilt. Warum das so ist, wissen die Ökonomen noch immer nicht genau. Zu viele Faktoren haben Einfluss auf den Arbeitsmarkt - vom Steuertarif über den Kündigungsschutz und die Art der Lohnfindung bis hin zur Arbeitsmarktpolitik. Nicht einmal bekannt ist, ob die 46 Milliarden Mark, die Deutschland pro Jahr für die Arbeitsmarktpolitik ausgibt, langfristig einen nennenswerten Effekt hat. Immer klarer wird zumindest, dass eine Orientierung am Modell USA mit moderatem Lohnanstieg, sehr flexiblen Arbeitsmärkten, einer Lohnfindung auf Betriebsebene oder wenig üppiger Arbeitslosenunterstützung nicht bedinglungslos anderen Ländern anzuraten ist, wie es die OECD oder die Arbeitgeberverbände lange getan haben. Denn Länder wie Österreich, Irland oder die Niederlande haben die Arbeitslosigkeit langfristig reduziert oder gar nicht erst entstehen lassen, ohne die Rezepte aus Amerika anzuwenden.

Beispiel Österreich: Die Alpenrepublik hat einen der am stärksten regulierten Arbeitsmärkte, und dennoch wenig (Langzeit-)Arbeitslosigkeit. Lohnersatzleistungen werden nur kurz gewährt. In den Niederlanden, wo die Beschäftigung in den neunziger Jahren stark zunahm, waren die Lohnsteigerungen ebenfalls moderat, zugleich wurde der Mindestlohn gesenkt. Und auch die Niederländer setzten bei den Lohnersatzleistungen den Rotstift an. Wie auch Großbritannien - die Langzeitarbeitslosigkeit gehört jedoch nach wie vor zu den größten Problemen der Regierung von Tony Blair. Dänemark dagegen weitete die Unterstützung Jobsuchender aus - und die Arbeitslosigkeit sank. Norwegen und Finnland berichten von ähnlichen Effekten.

Unklar ist auch, ob zentrale Lohnfindungen der Tarifpartner oder solche auf Betriebsebene eher die Arbeitslosigkeit senken. In Österreich verhandelten die Tarifpartner zentral und orientierten sich meist am Produktivitätsfortschritt. In Italien hingegen wurde stets dezentral verhandelt; die Arbeitslosigkeit stieg dennoch. Und Neuseeland, das Regulierungen stark abbaute und

die Gewerkschaften entmachtete, wartet ebenfalls noch immer auf die Rückkehr zum Beschäftigungsboom.

wmu, brö

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