zum Hauptinhalt

Arbeitsmarkt: Erstmals seit 2005 weniger Beschäftigte

Ein weiterer Rückgang droht vor allem in der Industrie. Die Dienstleister haben im alten Jahr zugelegt.

Wiesbaden - Die schwere Krise in der Industrie hat im vergangenen Jahr zum ersten Beschäftigungsabbau seit 2005 geführt. Im Durchschnitt gingen 40,24 Millionen Menschen in Deutschland einer Arbeit nach – 37 000 oder 0,1 Prozent weniger als im Rekordjahr 2008. Der Rückgang geht allein auf das Konto der Industrie, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Bei den Dienstleistern, in der Baubranche sowie in der Land- und Forstwirtschaft entstanden dagegen Jobs. 2010 erwarten Experten einen weitaus stärkeren Stellenabbau.

„Der Beschäftigungsrückgang wird in diesem Jahr größer ausfallen“, sagte der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Joachim Scheide. Er rechnet mit einem Rückgang um 600 000 auf dann noch rund 39,6 Millionen Beschäftigte. „Die Unternehmen können sich die teure Kurzarbeit nicht ewig leisten“, sagte Scheide. „Der Aufschwung fällt nicht stark genug aus, um die Beschäftigung stabil halten zu können.“

Allein in der Industrie droht nach Prognose des DIHK der Wegfall von weiteren 300 000 Stellen. „Keine Frage: Die Zahl ist schlimm“, sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. „Aber das ist immer noch deutlich weniger, als angesichts der dramatischen Umsatzeinbrüche und geringen Auslastung zu erwarten wäre.“

Bedroht sieht Treier vor allem Arbeitsplätze im Maschinen- und Autobau, in der Elektrotechnik, aber auch in der Chemieindustrie. In der exportabhängigen Industrie gingen im abgelaufenen Jahr bereits 217 000 Jobs verloren – ein Minus von 2,7 Prozent. Damit wurde der in den beiden vorangegangenen Boomjahren erreichte Beschäftigungsanstieg wieder zunichtegemacht.

In den anderen Sektoren wurden dagegen neue Jobs geschaffen. Bei den Dienstleistern nahm die Zahl der Beschäftigten um 171 000 oder 0,6 Prozent zu, auch weil der private Konsum angesichts der zeitweise fallenden Preise stabil blieb. In der Baubranche, die viele Milliarden aus den Konjunkturpaketen der Regierung erhielt, sowie in der Land- und Forstwirtschaft gab es einen Zuwachs.

Besonders stark ging die Zahl der Selbstständigen mit Wohnort in Deutschland zurück. Sie sank um 23 000 oder 0,5 Prozent auf rund 4,4 Millionen. Bei den Arbeitnehmern fiel das Minus mit 49 000 oder 0,1 Prozent auf gut 35,7 Millionen moderat aus. „Insbesondere haben die massive Ausweitung der Kurzarbeit sowie der Abbau von Überstunden und das Abschmelzen von Guthaben auf Arbeitszeitkonten geholfen, die Beschäftigungsverluste zu begrenzen“, schrieben die Statistiker. rtr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false