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Wirtschaft: Arbeitsmarkt für Juristen: Gunst am Markt

Wenn das kalte Buffet plötzlich für 30 statt für 20 Gäste reichen muss, fallen die Portionen zwangsläufig etwas bescheidener aus - und wer die besten Happen ergattern will, muss sich geschickt an die Bratenplatten heranpirschen. In einer ähnlichen Situation befinden sich derzeit Rechtsanwälte in Deutschland.

Wenn das kalte Buffet plötzlich für 30 statt für 20 Gäste reichen muss, fallen die Portionen zwangsläufig etwas bescheidener aus - und wer die besten Happen ergattern will, muss sich geschickt an die Bratenplatten heranpirschen. In einer ähnlichen Situation befinden sich derzeit Rechtsanwälte in Deutschland. Ihre Zahl steigt kontinuierlich: Zum 1. Januar 2001 betrug sie 110 367, das sind 6308 Anwälte mehr als ein Jahr zuvor - und jeden Monat kommen rund 500 weitere dazu. Wer ein Stück vom Mandate-Kuchen abhaben will, muss sich etwas einfallen lassen. Dem Kanzlei-Marketing wird deshalb immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt.

Reinhold Mauer und Andreas Krämer haben zu diesem Aspekt des Anwaltsberufs das Buch "Marketingstrategien für Rechtsanwälte" verfasst, das jetzt in zweiter Auflage erschienen ist. Darin wollen sie nicht nur das Bewusstsein für das Thema Marketing wecken, sondern auch Möglichkeiten der praktischen Umsetzung zeigen.

Auf den ersten Blick sticht ins Auge, dass sie eine beachtliche Materialsammlung zusammen getragen haben. 300 eng bedruckte Seiten. Auf sechs Seiten gibt es weiterführende Literatur zum Thema Vermarktungskünste. Es geht unter anderem darum, zu klären, was Marketing für den Anwalt überhaupt ist, wie sich der Markt für Rechtsberatung künftig entwickeln wird, welche Marketinginstrumente es gibt und welche sich wofür eignen. Die Autoren erläutern die Probleme anwaltlicher Werbung und die Möglichkeiten des Internets. Sie erörtern Fragen zur Standortwahl der Kanzlei und zur Corporate Identity. Das alles vor dem Hintergrund, dass Vermarktung auch für Anwälte Teil eines "Austauschprozesses" ist.

Eine Herausforderung bei einem solchen Buchprojekt liegt darin, den Spagat zwischen einer Grundlagenerklärung und der Anleitung für eine professionelle Anwendung in der Praxis zu schaffen. Manchmal haben es die Autoren dabei etwas zu gut gemeint. Eine Anmerkung wie die, dass eine Uniformierung der Anwälte eher "bedenklich" sei, dürfte auch hartgesottenen Marketingmuffeln nicht Neues sein. Im Großen und Ganzen ist das Vorhaben aber geglückt. Einsteigern wird verständlich erklärt, worauf es beim Beziehungsknüpfen zum Mandanten ankommt. Fortgeschrittenen wird umfangreiches Handwerkszeug geliefert. Deshalb hält das Buch auch einem zweiten Blick stand.

300 Seiten Lektüre werden sich aber auch fleißige Anwälte gut überlegen. Hilfreich sind da die kurzen Zusammenfassungen am Ende der Kapitel. Zu manchen Themen dürften diese ausreichen. Interviews und Schaubilder sorgen für Abwechslung. Dennoch wird man einige Stunden intensiver Lektüre investieren müssen, bevor es an die Arbeit gehen kann. Ohne Fleiß gibt es eben kein Stück vom Kuchen - erst recht keins mit Sahnehäubchen.

Roland Koch

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