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Ein junger Mann mit Schutzbrille beim Schweißen.

© dpa

Arbeitsmarkt in der Hauptstadt: Berlin sucht 7000 Experten

Verbesserung zum Vorjahr gegen den Bundestrend: Die Hauptstadt kann am Arbeitsmarkt aufholen. Immer mehr Menschen finden in Berlin einen Job. Und noch sind 7000 Stellen frei.

Von Maris Hubschmid

Das ist eine gute Nachricht: In der deutschen Hauptstadt finden wieder mehr Menschen Arbeit. Und das ist eine noch bessere Nachricht: Dies ist ein Trend, der sich zu festigen scheint. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch mitteilte, ging die Zahl der arbeitssuchenden Berliner im Oktober erneut zurück. Seit Ende September konnten demnach 2722 bis dato Arbeitslose in Berlin einen Job beginnen. Die Zahl der Menschen ohne Anstellung sank um 0,1 Prozentpunkte auf 201812. Mit dieser Entwicklung liegt die Stadt im Bundestrend. Langfristig aber konnte Berlin sich sogar positiv absetzen: Denn auch im Vergleich zu Oktober 2012 sank die Arbeitslosenzahl merklich. Als einziges Bundesland hat Berlin sich damit in den zurückliegenden zwölf Monaten nicht nur stabil halten, sondern verbessern können.

„Der erneute Rückgang korrespondiert mit der guten konjunkturellen Situation in der Hauptstadt“, sagte Dieter Wagon, Chef der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg. Abermals seien in den Oktoberwochen Wochen neue, zusätzliche Stellen gemeldet worden. Aktuell seien in Berlin sogar 7000 Jobs frei. Besonders positiv beurteilt seine Behörde, dass von 3700 Suchenden im zurückliegenden Jahr 2700 Langzeitarbeitslose in ein Arbeitsverhältnis gebracht wurden. Deren Bekämpfung sei oberstes Ziel, erklärte Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD), die die Zahlen am Mittwoch mit Wagon vorstellte. Dass es in der Stadt so viele Langzeitarbeitslose gibt – momentan sind es 68 620, mehr als ein Drittel – ist ein Grund dafür, dass Berlin bundesweit nach wie vor die höchste Arbeitslosenquote hat (11,2 Prozent).

Berlin hat Dynamik, die anderen fehlt

Auch der Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in den vergangenen Monaten gestiegen. Die Zahl der Zeitarbeitsfirmen-Jobs sank, obwohl noch immer jede dritte Stelle ein Leiharbeit-Job ist.

Deutschlandweit verringerte sich die Arbeitslosenquote im Vergleich zum September um 0,1 Punkte und liegt somit auf dem Vorjahresniveau von 6,5 Prozent. Die Dynamik am Markt ist gering, was beruhigend ist für diejenigen, die einen Job haben – aber wenig Hoffnung gibt für alle, die auf der Suche sind. In Berlin dagegen sind momentan mehr als 7000 Stellen offen. „Die Unternehmen gerade in Berlin haben eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften und suchen qualifiziertes Personal“, bestätigt Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg. Mehr Jobs bringen der Stadt aktuell vor allem wissenschaftliche, wirtschaftliche und technische Dienstleistungen (plus 5700 Arbeitsplätze), Gesundheits- und Sozialwesen (plus 5400), Einzelhandel und Gastgewerbe (plus 3000 und 1700 Stellen). In diesen Wirtschaftszweigen stehen die Chancen für Arbeitssuchende besonders gut. Die Stadt profitiert vom Tourismus und der steigenden Nachfrage nach Dienstleistungen, auch vom Erfolg der Start-up-Szene.

Viele junge Menschen suchen vergeblich einen Ausbildungsplatz

Nach wie vor sind trotz steter Verbesserungen 29 900 Menschen unter 25 Jahren ohne Job. Das zu ändern, sei ein weiteres wichtiges Ziel, mahnte Kolat. Wirtschaft und Schulen müssten enger zusammenarbeiten, um junge Menschen zu qualifizieren. Kolat verwies darauf, dass auch 25-Jährige für eine Berufsausbildung in Frage kommen.

In Brandenburg ist die Zahl der Arbeitslosen im Oktober ebenfalls weiter gesunken. Hier waren Ende September 122 310 Erwerbslose gemeldet. Der Rückgang fiel mit 0,1 Prozent besser aus als im Rest Ostdeutschlands. Brandenburg profitiere dabei auch von der guten Entwicklung Berlins, sagte Dieter Wagon.

Die Kluft bei den Lehrstellen wächst

Ende September suchten in Berlin noch 1500 Jugendliche einen Ausbildungsplatz. Zugleich waren 684 Ausbildungsstellen unbesetzt. Die Kluft zwischen unversorgten Bewerbern und offenen Stellen hat sich damit vergrößert. „Wir möchten, dass jeder Jugendliche eine Chance bekommt“, sagte Arbeitssenatorin Kolat und appellierte an die Betriebe, auch schlechter qualifizierte Kandidaten in Betracht zu ziehen. Ein Problem sei allerdings auch, dass diese ihre Möglichkeiten nicht kennten: „350 Ausbildungsberufe gibt es, aber die Schulabgänger bewerben sich immer auf die gleichen zehn.“

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