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Arbeitsmarkt: Kreativ gegen den Trend

Die Kultur- und Kreativwirtschaft wächst und schafft Arbeitsplätze in Deutschland. Die Zahl der abhängig Beschäftigten stieg in 2009 auf 787.000.

Berlin - Kreativpiloten gesucht. Die Bundesregierung lobt einen Wettbewerb für all diejenigen aus, „die einer kreativen oder kulturellen Idee auf besondere Art Unternehmergeist einhauchen“. Zu gewinnen gibt es unter anderem den „öffentlichkeitswirksamen Titel ,Kultur- und Kreativpilot Deutschland’“ für ein Jahr. Hintergrund ist, dass die Kreativen in Deutschland für die Wirtschaft eine immer größere Rolle spielen.

„Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist weiter auf Erfolgskurs“, sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) am Donnerstag in Berlin bei der Vorlage des Monitoringberichts der Branche. Laut des Berichts gab es im vergangenen Jahr 237 000 Unternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das ist ein Anteil von 7,4 Prozent an der Gesamtwirtschaft und ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz der Branche sank im Krisenjahr 2009 zwar um 3,5 Prozent. Damit sei das Minus jedoch viel geringer als der Rückgang des Umsatzes in der Gesamtwirtschaft, der bei 8,5 Prozent lag, erklärte der parlamentarische Staatssekretär des Bundeswirtschaftministeriums, Hans-Joachim Otto (FDP).

„Die steigende Zahl der Unternehmen und der stabile Umsatz sind erfreulich“, sagte Otto. Die Branche erlebe zudem einen deutlichen Beschäftigungszuwachs. Die Zahl der abhängig Beschäftigten stieg 2009 um 1,8 Prozent auf 787 000. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von 131,4 Milliarden Euro. Zusammen mit den Selbstständigen arbeiteten in der Kultur- und Kreativwirtschaft mehr als eine Million Erwerbstätige (plus 1,8 Prozent).

Michael Söndermann, Leiter des Büros für Kulturwirtschaftsforschung in Köln, sieht in dieser Entwicklung, dass sich die Stellung der Kulturwirtschaft festige und sie in ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung anerkannt werde. „Die Beschäftigung wächst oder bleibt zumindest stabil – auch im Jahr 2010“, prognostizierte Söndermann. Die Branche reagiere sehr flexibel auf die Krise. Und im Gegensatz zur weit verbreiteten Vorstellung, dass in den kreativen Berufen vor allem Freischaffende arbeiten, gewinnen laut Söndermann Unternehmen mit abhängig Beschäftigten im Gegensatz zu Einzelunternehmen an Bedeutung. Das sei ein Trend, mit dem man nicht gerechnet habe, gibt Söndermann zu.

Allerdings reagierten die einzelnen Bereiche der Kultur- und Kreativwirtschaft verschieden auf die Krise. Stärker betroffen waren zum Beispiel der Werbemarkt, die Rundfunkwirtschaft und die Industrie für Software und Spiele. Nur sehr gering betroffen waren Musik- und Filmwirtschaft und der Markt für darstellende Künste. Der Buchmarkt verzeichnete trotz Krise sogar eine Umsatzsteigerung.

Auch in den einzelnen Bundesländern entwickelt sich der Wirtschaftszweig unterschiedlich. „In Berlin hat die Kultur- und Kreativwirtschaft eine größere Bedeutung als an Standorten mit vielen technischen Produktionsgebieten“, sagte Staatssekretär Otto. Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) verwies auf die gerade stattfindende Fashion Week, die ein „imageprägender Faktor für den Wirtschaftsstandort Berlin, besonders für die Kreativwirtschaft“ sei.

Infos zur Bewerbung als Kreativpilot:

www.kultur-kreativpiloten.de

Patrick Weber

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