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Karneval_der_Kulturen

© Kitty Kleist-Heinrich

Arbeitsmarkt: Von wegen Integration

In Deutschland lebende Ausländer sind in jedem Bundesland unzureichend integriert – vor allem aber in Berlin. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor.

Berlin -  Vor allem in Sachen Bildung und Arbeitsmarkt sehen die Forscher in der Hauptstadt die größte Integrationslücke. Bei der „sozialen Integration“, etwa bei Grundbesitz, rangiert die Hauptstadt allenfalls im Mittelfeld.

Bundesweit gelte, dass Einwanderer schon als Kinder beim Lesen gegenüber deutschen Mitschülern einen Wissensrückstand von bis zu zwei Schuljahren haben. Der Studie des Institutes zufolge brechen ausländische Jugendliche häufiger die Schule ab und ergattern seltener einen Ausbildungsplatz als der deutsche Durchschnitt.

Ein deutlicher Bildungsrückstand bestimme nach Angaben des IW das ganze spätere Berufsleben. Demnach sind die 7,5 Millionen in Deutschland lebenden Menschen mit ausländischem Pass doppelt so häufig arbeitslos wie Bundesbürger mit deutschem Pass. Mehr als 20 Prozent aller arbeitsfähigen Ausländer waren den Angaben zufolge im Jahr 2007 ohne Arbeit. Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen von Ausländerhaushalten liege mit 1900 Euro um rund 300 Euro niedriger als bei deutschen Haushalten.

„Die fehlenden Erfolge in Schule, Ausbildung und am Arbeitsmarkt waren leider erwartbar“, sagte Staatsministerin Maria Böhmer (CDU) am Donnerstag. „Gerade Schulen mit einem hohen Migrantenanteil brauchen massive Hilfe. Sie benötigen mehr Geld, mehr Lehrer und Schulsozialarbeiter sowie mehr Zeit.“

Doch selbst mit hoher Qualifikation bekämen Zuwanderer keinen entsprechenden Arbeitsplatz, heißt es beim IW. So hätten deutsche Akademiker dreimal häufiger eine feste Stelle als Hochschulabsolventen mit ausländischem Pass. Böhmer verwies am Donnerstag auf die weiterhin notwendige Umsetzung des Nationalen Integrationsplans, der 2007 beschlossen worden ist und 400 Maßnahmen, etwa Sprachausbildung, umfasst. Die Bundesregierung stellt dafür jährlich 750 Millionen Euro bereit. Die Länder seien nun gefordert, ihre im Integrationsplan gemachten Zusagen zur Unterstützung der Schulen mit hohem Migrantenanteil einzuhalten, sagte Böhmer. Außerdem seien mehr Lehrer nötig, die selbst einen Migrationshintergrund haben.

Dass vor allem Berlin bei der Integration im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt schlecht abschneidet, überrascht Harald Mieg kaum. Der Leiter des Berliner Georg-Simmel-Zentrums für Metropolenforschung führt dies vor allem auf die vergleichsweise schwache Wirtschaft der Hauptstadt zurück. In die industriestarken Regionen Westdeutschlands kamen und kommen Einwanderer vor allem wegen Arbeitsplätzen. Häufig setzten diese schon Qualifikationen voraus. „Berlin hingegen zieht als Metropole viele Menschen an, die sich erst wenn sie hier sind über Ausbildung und Jobs Gedanken machen“, sagte Mieg dem Tagesspiegel.

Für den „Integrationsmonitor“ wurden für alle 16 Bundesländer 21 Indikatoren zur sozioökonomischen Lage, etwa Schulabbrecherquoten und Löhne, von deutschen und ausländischen Bürgern gegenübergestellt.Hannes Heine

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