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Arbeitsmarkt: Wirtschaft kritisiert Pläne zur Mitarbeiterbeteiligung

Die Pläne der großen Koalition für eine stärkere Mitarbeiterbeteiligung sind am Dienstag von den Arbeitgebern scharf kritisiert worden. Auch Arbeitsmarktexperten haben Zweifel am Erfolg des Fondsmodells.

Die Vorschläge seien kaum umsetzbar und kämen nur für wenige mittelständische Unternehmen infrage, sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt im „Deutschlandfunk“. Besser wäre es, Mitarbeiter über Prämien sofort an Firmengewinnen teilhaben zu lassen. Das fördere die Motivation und die Bindung der Arbeitnehmer an das Unternehmen. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zweifelt am Erfolg des Modells. „Die von Union und SPD präsentierten Vorschläge dürften bei der Mitarbeiterkapitalbeteiligung kaum zur erhofften Trendwende führen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

Nach langen Verhandlungen hatte sich die große Koalition auf ein neues Konzept zur stärkeren Beteiligung von Arbeitnehmern an ihren Unternehmen geeinigt, deren Eckpunkte sie am Montag vorgestellt hat. Danach sollen ab 2009 unter anderem der Steuerfreibetrag erhöht und die Förderung über die vermögenswirksamen Leistungen verbessert werden. Auch das von der SPD vorgeschlagene Fondsmodell findet sich in den Plänen wieder. Es sieht vor, dass unternehmensübergreifende Beteiligungsfonds gegründet werden, an denen Mitarbeiter Anteile erwerben können. Genau dieses Modell wird am stärksten kritisiert.

Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Stefan Genth, meinte, das Konzept widerspreche der ursprünglichen Idee eines Investivlohns, wonach Mitarbeiter sich mit einem Teil des Lohns direkt am Unternehmen beteiligen. Auch Arbeitsmarktexperte Hilmar Schneider vom Institut zur Zukunft der Arbeit äußerte Bedenken. „Es muss eine Kopplung zwischen dem Besitz und dem eigenen Handeln geben, damit die Mitarbeiter motiviert sind“, sagte Schneider dem Tagesspiegel. Diese sei durch die indirekte Beteiligung, wie sie das Fondsmodell vorsehe, aber nicht gegeben. „Die Pläne der Koalition sind damit bestenfalls halbherzig“, sagte Schneider.

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) verteidigte indes die Pläne der von ihm geleiteten Arbeitsgruppe. Es gebe bisher wenig Formen der Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland, sagte er im „Deutschlandfunk“. Er habe die Hoffnung, dass sich nun viele mittelständische Unternehmen der Mitarbeiterbeteiligung öffnen würden. Für sie gebe es unbürokratische Lösungen. Rückendeckung erhielt Scholz von den Gewerkschaften. „Die Idee ist absolut richtig, Arbeitnehmer an der Kapitalbildung zu beteiligen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel im „RBB-Inforadio“. 

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