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Arbeitsmarkt: Zahl der Erwerbslosen sinkt unter zehn Prozent

Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist im Oktober erstmals seit vier Jahren wieder unter zehn Prozent gesunken. Im vergangenen Monat waren 4,085 Millionen Menschen arbeitslos.

Nürnberg - Dies waren 153.000 weniger als im September, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit. Der Rückgang war mehr als doppelt so groß wie für die Jahreszeit üblich, gegenüber dem Vorjahr verringerte sich die Arbeitslosenzahl sogar um 471.000. "Die Herbstbelebung hat den Arbeitsmarkt im Oktober weiter angekurbelt", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Demnach nahm auch die Zahl der Stellenangebote weiter zu: Mindestens 825.000 Stellen sind derzeit in Deutschland unbesetzt.

Die Arbeitslosenquote erreichte mit 9,8 Prozent den niedrigsten Stand seit dem November 2002. Damals lag die Quote bei 9,7 Prozent. Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) erklärte, es gebe Grund, sich zu freuen. "Der Durchbruch am Arbeitsmarkt ist da." Einen solch starken Rückgang der Arbeitslosigkeit habe es seit der Wiedervereinigung in keinem Oktober gegeben. Besonders erfreulich sei der überproportional starke Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit.

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel warnte dagegen vor einem baldigen Ende des Beschäftigungswachstums. Die Mehrwertsteuererhöhung sei arbeitsplatzfeindlich, auch die Einführung eines Mindestlohns werde die positive Entwicklung gefährden. Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, warnte ebenfalls vor dem "Jobkiller" Mehrwertsteuererhöhung. Bartsch forderte, die Milliardenüberschüsse der BA für eine aktive Arbeitsmarktpolitik und öffentliche Beschäftigung einzusetzen.

BA: Alle Arbeitsmarktindikatoren positiv

Kurz vor Beginn der Winterpause mit einem dann zu erwartenden Anstieg der Arbeitslosenzahlen entwickelten sich nach dem Bericht der BA alle wichtigen Indikatoren am Arbeitsmarkt positiv. So nahm die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit, bei der die günstigen Einflüsse des außergewöhnlich warmen Oktobers herausgerechnet sind, deutlich um 67.000 ab. Gründe dafür waren die deutlich geringere Zahl von neuen Arbeitslosen sowie eine anhaltend große Zahl von Abmeldungen aus der Arbeitslosigkeit.

Gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen nach den jüngsten vorliegenden Zahlen für September saisonbereinigt um 24.000. Nicht saisonbereinigt nahm die Erwerbstätigkeit um 310.000 auf 39,5 Millionen zu, was der höchste Stand in einem September seit fünf Jahren ist. Die Erwerbstätigenzahl stieg in allen Bundesländern, wobei der Anstieg in Hamburg, Berlin und Bayern am stärksten ausfiel. Nach hochgerechneten Zahlen der BA steigt auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs weiter an. Demnach arbeiteten nach diesen bis August reichenden Zahlen 26,56 Millionen Menschen in Deutschland in einem Job, für den sie auch Beiträge an die Kranken-, Renten- oder Arbeitslosenversicherung zahlen mussten. Dies waren 258.000 mehr als im August 2005.

Über 800.000 freie Stellen

Von den mindestens 825.000 derzeit freien Stellen sind 626.000 direkt bei der BA gemeldet. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres waren dies 173.000 mehr. Zwei Drittel dieser Jobs entstammen dem freien Arbeitsmarkt, ein Drittel wird staatlich gefördert. Von den ungeförderten 415.000 Stellen waren 89 Prozent sofort zu besetzen.

Im Westen Deutschlands nahm die Arbeitslosenzahl von September auf Oktober um 96.000 auf knapp 2,74 Millionen ab, die Quote lag dort bei 8,2 Prozent. Im Osten verringerte sich die Arbeitslosenzahl um 56.000 auf 1,346 Millionen, die Arbeitslosenquote lag dort bei 15,7 Prozent. (tso/AFP)

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